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William Edward Burghardt, kurz W.E.B., Du Bois lebte von 1968 bis 1963 und setzte sich als Bürgerrechtler beim Civil Rights Movement gegen Rassentrennung kämpfte. Der Historiker, Philosoph, Soziologe und Journalist verbrachte 1936 sechs Monate in Deutschland und schrieb wöchentliche Berichte. Tatsächlich war er schon von 1892 bis 1894 in Berlin, um zu studieren, damals galt die dortige Friedrich-Wilhelms-Universität als beste der Welt und erkannte selbst Harvard-Abschlüsse nicht an. Seine Berichte aus dem Jahr 1936 sind nun erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht worden. Das Buch "Along the color line" ist bei C.H. Beck erschienen.

1936 reist der afroamerikanische Soziologe W. E. B. Du Bois zu einem mehrmonatigen Forschungsaufenthalt ins nationalsozialistische Deutschland. Als scharfer Kritiker des Rassismus in seinem eigenen Land beobachtet er den Antisemitismus und die Entrechtung der Juden im "Dritten Reich". Seine wöchentlichen Reportagen aus diesen Monaten erscheinen hier zum ersten Mal in deutscher Sprache. Du Bois berichtet über die Wagner-Festspiele in Bayreuth und das Deutsche Museum in München, über deutsche Bierlokale und die Olympischen Spiele in Berlin, bei denen auch schwarze Sportler antreten. Mit der Vertrautheit des Deutschlandkenners und dem fremden Blick des schwarzen Amerikaners betrachtet er die totalitäre Diktatur. Du Bois beobachtet entlang der "Farbenlinie", "along the color line", und stellt überrascht fest, dass er persönlich kaum Diskriminierung erfährt. Umso mehr erschüttert ihn die Verfolgung der Juden: «Sie übertrifft an rachsüchtiger Grausamkeit und öffentlicher Herabwürdigung alles, was ich je erlebt habe», fasst er seine Eindrücke zusammen, «und ich habe einiges erlebt». 

Über seine Zeit in Deutschland im Jahr 1936 sagte Du Bois: „Ich wurde mit durchgehender Höflichkeit und Zuvorkommenheit behandelt. Undenkbar, dass ich eine ähnlich lange Zeit irgendwo in den Vereinigten Staaten verbracht hätte, ohne einige, wenn nicht gar häufige Fälle persönlicher Beleidigung oder Diskriminierung zu erleben. Hier kann ich mich nicht eines einzigen Beispiels erinnern.“. Das mag man kaum glauben, in einer Zeit, die von Rassismus und Antisemitismus geprägt war. "Along the color line" ist ein beeindruckendes Buch, das Berichte über die Olympischen Spiele und die Wagner-Festspiele in Bayreuth ebenso enthält wie über den allgegenwärtigen Hass Juden gegenüber. Unbedingt lesen.

Hardcover / C.H. Beck / 168 Seiten / € 20.-