Mit Fahrenheit 182 legt Mark Hoppus, Sänger und Bassist der legendären Pop-Punk-Band blink-182, nicht einfach ein klassisches Musiker-Memoir vor – sondern ein zutiefst persönliches, oft bewegendes und immer wieder überraschend reflektiertes Buch über das Erwachsenwerden im grellen Scheinwerferlicht der Musikindustrie. Zwischen rebellischer Jugend, Weltruhm, innerer Zerrissenheit und Überlebenskampf erzählt Hoppus seine Lebensgeschichte – ehrlich, selbstironisch und ohne den üblichen Rockstar-Kitsch.
Die Autobiografie beginnt im kleinstädtischen Kalifornien der späten 80er- und frühen 90er-Jahre: Skateboards, Schulfrust, erste Mixtapes, der Soundtrack einer Generation im Umbruch. Schon auf den ersten Seiten zeigt sich, dass Hoppus schreiben kann – seine Sprache ist direkt, lebendig und voller Situationskomik, ohne ins Banale abzurutschen. Es geht um das Aufwachsen als Außenseiter, um eine Jugend, in der Musik nicht bloß ein Hobby, sondern ein Rettungsanker ist. Diese ersten Kapitel sind von einem sympathischen Understatement geprägt, das dem Buch einen glaubwürdigen, fast intimen Ton verleiht.
Der eigentliche Durchbruch beginnt, als Hoppus in Tom DeLonge seinen musikalischen Seelenverwandten findet. Was als Garagenprojekt beginnt, wird bald zu einer der stilprägenden Punkpop-Bands der späten 90er: blink-182. In den folgenden Kapiteln beschreibt Hoppus, wie sich das Trio mit Alben wie Enema of the State oder Take Off Your Pants and Jacket nicht nur an die Spitze der Charts katapultiert, sondern mit Songs über jugendlichen Frust, Spaß und Herzschmerz zum Sprachrohr einer Generation wird.
Doch Fahrenheit 182 ist weit mehr als eine Nacherzählung von Tourneen, Albumverkäufen und MTV-Auftritten. Der wahre Kern des Buches liegt in seiner Offenheit. Hoppus spricht schonungslos über psychische Probleme, über Angststörungen, Depressionen, über das Gefühl, sich selbst zu verlieren, während alle Welt jubelt. Besonders eindringlich wird das Buch, wenn es um die Zerwürfnisse innerhalb der Band, um das Auseinanderdriften alter Freunde und die zwischenzeitliche Auflösung von blink-182 geht. Hoppus schildert die Konflikte ohne Schuldzuweisungen, mit einer erstaunlichen Reife – und lässt doch durchblicken, wie viel Schmerz und Enttäuschung damit verbunden waren.
Später thematisiert er offen seine Krebserkrankung, die Diagnose, die Angst, die Chemotherapie – und wie sehr ihn in dieser Phase sowohl seine Familie als auch die Fans getragen haben. Diese Kapitel zählen zu den stärksten im ganzen Buch: Sie zeigen, wie verletzlich auch der coolste Rockstar ist, wie sehr Ruhm verblasst, wenn das Leben selbst auf dem Spiel steht – und wie tief menschliche Verbindung gehen kann.
Trotz aller Schwere bleibt das Buch aber immer auch ein Liebesbrief an die Musik, an Freundschaft und ans Durchhalten. Der typische Hoppus-Humor blitzt immer wieder durch – trocken, sarkastisch, aber nie zynisch. Der Titel Fahrenheit 182 spielt natürlich augenzwinkernd auf Bradburys Fahrenheit 451 an – und signalisiert zugleich, dass es hier um mehr geht als um eine Bandbiografie. Es ist die Geschichte eines Menschen, der gelernt hat, dass Erfolg nicht alles ist, dass man sich selbst nicht verlieren darf, und dass der größte Triumph vielleicht nicht der Grammy, sondern das Weitermachen ist.
Fazit:
Fahrenheit 182 ist mehr als ein Muss für blink-182-Fans – es ist ein aufrichtiges, kluges und emotional packendes Memoir eines Musikers, der das Rampenlicht kennt, aber auch die Schatten dahinter. Mark Hoppus gelingt eine faszinierende Gratwanderung zwischen Witz und Tiefgang, Nostalgie und Einsicht. Wer jemals zu „All the Small Things“ getanzt hat, wird dieses Buch lieben. Wer sich für authentische Lebensgeschichten interessiert, sowieso. Ein Buch über Punk, Pop, Schmerz und Hoffnung – und über den Mut, sich selbst treu zu bleiben.
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