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Big Ideas. Der zweite Weltkrieg

„Big Ideas. Der Zweite Weltkrieg“ aus dem DK Verlag ist ein bemerkenswert gestaltetes Nachschlagewerk, das auf rund 200 Seiten die globalen Dimensionen des Krieges von den 1930er-Jahren bis zur Staatsgründung Israels 1948 in kompakter Form vermittelt. Anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes europäischer Kampfhandlungen bietet das Buch nicht nur eine klassische Chronologie, sondern kombiniert klare Zeitachsen mit großflächigen Karten, schematischen Darstellungen und Infografiken, die militärische Manöver, Rüstungsproduktionen oder Flüchtlingsströme unmittelbar verständlich machen. So gelingt es den Autoren – Adrian Gilbert, Simon Adams, Jacob Field, John Farndon, Reg G. Grant, Christopher Westhorp, Joel Levy und Olivia Smith – auf anschauliche Weise, etwa den Blitzkrieg in Polen, die Entscheidungsschlachten um Midway genauso transparent zu erklären wie die Hintergründe von D-Day oder die Logistik der alliierten Nachschublinien.

Dabei verzichtet das Buch bewusst auf ausufernde Fachkapitel und Tiefenanalyse einzelner Kriegsschauplätze: Stattdessen fungieren die reich bebilderten Doppelseiten als Einstieg in meist sehr komplexe Themenfelder. Ein typisches Beispiel ist die Darstellung des U-Boot-Kriegs im Atlantik, wo eine einzige Grafik mit Linien für Geleitzugrouten, versenkte Schiffe und U-Boot-Patrouillen die Grundzüge der Seekriegsführung veranschaulicht. Parallel dazu bieten kurze, prägnante Texte in den Rändern Biografien zentraler Protagonist:innen – von Churchill über Rommel bis zu Admiral Yamamoto – die Persönlichkeiten hinter den Entscheidungen lebendig werden lassen.

Besonders hervorzuheben ist die thematische Breite: Anders als viele populäre Überblickswerke beschränkt sich „Big Ideas“ nicht nur auf die europäischen und pazifischen Hauptkriegsschauplätze, sondern beleuchtet auch Nordafrika, Südosteuropa und die politischen Weichenstellungen im Nahen Osten. So erfährt man nicht nur, wie das Nazi-Regime seine Ideologie in Osteuropa durchsetzte, sondern auch, auf welche Weise die Mandatsmacht Großbritannien nach Kriegsende den Boden für die Gründung Israels bereitete. Durch diese konsequent globale Perspektive bekommt der Leser einen differenzierten Eindruck davon, wie sehr der Zweite Weltkrieg die spätere Weltordnung prägte – politisch, gesellschaftlich und technologisch.

Dennoch stößt das Konzept an Grenzen, wenn Leser:innen eine vertiefte Auseinandersetzung suchen. Themen wie die systematische Verfolgung der Zivilbevölkerung, die psychologischen Hintergründe führender Köpfe oder die Entwicklung der Atomforschung werden hier nur gestreift. Zwar verweisen Glossar und ausführliches Register auf weiterführende Literatur, doch wer tief in Spezialstudien eintauchen will, wird das Buch eher als Sprungbrett denn als Endstation nutzen. Hier würde man sich manchmal zusätzliche Quellverweise oder Empfehlungsliteratur wünschen.

Insgesamt überzeugt „Big Ideas. Der Zweite Weltkrieg“ jedoch durch seine moderne, nutzerfreundliche Gestaltung und die Balance zwischen Text und Bild. Für Studierende, Hobbyhistoriker und alle, die zum Jubiläum der Kapitulation Russlands oder Japans einen kompakten, visuell ansprechenden Einstieg suchen, stellt es eine ideale Grundlage dar. Die klaren Zeitachsen, der großzügige Einsatz von Karten und Infografiken sowie die einprägsamen Porträts zentraler Persönlichkeiten machen das Nachschlagewerk zu einem Referenzband, der sowohl inhaltlich fundiert als auch ästhetisch ansprechend ist. So bleibt am Ende das Fazit: Ein visuell herausragendes Kompendium, das komplexe Zusammenhänge verständlich aufbereitet, jedoch bewusst auf die Tiefe spezialisierter Fachwerke verzichtet.