Nextgengamersnet
Games, Movies and more
 
 
 

Deadpool Team-Up: Drachenblut

Mit Deadpool Team-Up: Drachenblut legt Panini einen Band vor, der alles bietet, was Fans des „Merc with a Mouth“ lieben – und noch eine gehörige Portion mehr. Rob Liefeld, der Mitschöpfer von Deadpool und einer der prägenden Köpfe der 90er-Jahre-Comickultur, kehrt hier ein letztes Mal zu seiner ikonischen Figur zurück und verabschiedet sich mit einem schrillen, überdrehten und durchaus emotionalen Knall. Der Band enthält die US-Ausgaben Deadpool Team-Up (2024) #1–5 und ist weniger eine klassische Storyline als ein wahnwitziger Roadtrip durch das Marvel-Universum – natürlich gewürzt mit jeder Menge Meta-Humor, absurden Team-Ups und epischen Kloppereien.
Die Handlung beginnt mit einem klassischen Deadpool-Dilemma: Er ist mit der Tochter eines Ninja-Fürsten etwas zu... vertraut umgegangen. Der beleidigte Clan-Anführer fordert nun – ganz stilecht – seinen Kopf. Der einzige Ausweg? Deadpool muss das Ei eines Drachen auftreiben, um seine Ehre (und seinen Schädel) zu retten. Was folgt, ist eine vollkommen absurde, aber herrlich unterhaltsame Reise durch schräge Dimensionen, gefährliche Arenen, Monsterhöhlen und alternative Realitäten.

Auf dieser Quest trifft Deadpool auf ein wahres Sammelsurium an Gaststars, das Marvel-Fans das Herz höherschlagen lässt. Ob Cable mit grimmigem Blick und riesiger Wumme, Ghost-Spider mit coolen Sprüchen, Wolverine in bester Laune (also schlecht gelaunt) oder ein unfassbar wütender Hulk – jeder Auftritt ist eine kleine Hommage, zugleich aber auch ein parodistischer Seitenhieb auf die Figuren selbst. Liefeld lässt es sich nicht nehmen, das Who’s Who seines Marvel-Erbes in Szene zu setzen und gleichzeitig kräftig durch den Kakao zu ziehen.

Und dann wäre da noch Ral Dorn. Wer? Genau das ist die Frage, die sich auch Deadpool selbst mehrmals stellt – und die über den gesamten Band hinweg zu einem Running Gag wird. Liefeld spielt hier mit der Vorstellung des „vergessenen“ Charakters aus den dunklen Ecken der Comicgeschichte, und der Trick funktioniert: Ral Dorn ist so bizarr und überzogen, dass er sich sofort ins Gedächtnis brennt – irgendwo zwischen Meta-Joke, Hommage und absurder Neuerfindung.

Inhaltlich ist Drachenblut ein klassischer Deadpool – aber im besten Sinne. Die Handlung ist wild, die Übergänge zwischen den Szenen oft willkürlich, die Action übertrieben, aber nie langweilig. Was den Band dennoch zusammenhält, ist Liefelds spürbare Liebe zu seinem Charakter. Trotz aller Absurdität ist da ein emotionaler Kern: der Abschied eines Schöpfers von seiner Figur. Deadpool bleibt Deadpool – unberechenbar, nervig, charmant –, doch in den Zwischentönen schimmert Wehmut durch. Nicht auf die kitschige Art, sondern eher so, als würde ein alter Rockstar ein letztes Mal die Bühne betreten – und dabei das Hotel niederbrennen.

Die Zeichnungen sind typisch Liefeld: muskulös, überzeichnet, energetisch. Wer mit seinem Stil nie warm wurde, wird auch hier nicht bekehrt. Doch wer den wilden 90er-Jahre-Look mag, bekommt ein visuelles Fest voller Explosionen, Grimassen und Splash-Pages, die sich selbst nicht ernst nehmen. Farblich wird der Band durch knallige, oft grelle Töne geprägt, die perfekt zum Tonfall der Geschichte passen.

Natürlich ist Deadpool Team-Up: Drachenblut kein Comic für Feingeister oder Fans subtiler Erzählkunst. Der Band will nicht tiefgründig sein – er will unterhalten, provozieren, feiern. Und genau das gelingt ihm hervorragend. In einer Zeit, in der viele Superhelden-Comics zunehmend ernster und komplexer werden, ist dieser Band ein bewusst trashiger, anarchischer Gegenentwurf – ein durchgeknallter Abschiedsbrief an eine Figur, die nie Regeln befolgte.

Deadpool Team-Up: Drachenblut ist deshalb nicht nur ein weiteres Deadpool-Abenteuer, sondern ein liebevoll-chaotisches Tribute von Rob Liefeld an sein eigenes Vermächtnis. Wer Deadpool liebt, wird diesen wilden Ritt genießen – und wer sich fragt, ob ein Drachen-Ei wirklich alles lösen kann, sollte sich auf die Reise begeben und selbst herausfinden, was es mit Ral Dorn auf sich hat.

Ein würdiger, wilder Schlusspunkt einer über 30-jährigen Deadpool-Geschichte – laut, frech, brutal und absolut unvergesslich.