Spider-Man: Schwarz, Symbiont und Blut, erschienen bei Panini Comics, ist eine eindrucksvolle Anthologie, die sich einer der legendärsten Phasen im Leben von Peter Parker widmet: seiner Zeit im schwarzen Kostüm. Diese Ära aus den 1980er-Jahren, die schließlich zur Geburt von Venom führte, gilt bis heute als Meilenstein der Spidey-Historie – düsterer, psychologisch komplexer und moralisch ambivalenter als vieles, was davor kam. Die hier versammelten neuen Geschichten aus Spider-Man: Black Suit & Blood (2024) #1–4 interpretieren dieses Kapitel auf frische, kreative Weise und schlagen eine gelungene Brücke zwischen nostalgischer Rückschau und moderner Comicerzählung.
Im Zentrum steht natürlich das schwarze Kostüm, das mehr ist als bloße Ästhetik. Es steht für eine Phase, in der Spider-Man härter wurde, weniger von Humor, sondern mehr von inneren Konflikten getrieben war. Die Anthologie fängt diese Stimmung atmosphärisch dicht ein. In mehreren Kurzgeschichten begegnet Spidey alten Widersachern wie Mysterio und Shocker, gerät zwischen Daredevil und dessen Erzfeind Bullseye und erlebt ein moralisch zwiespältiges Wiedersehen mit seiner Ex-Partnerin Black Cat. Jede Story ist in sich abgeschlossen, doch gemeinsam ergeben sie ein facettenreiches Porträt eines Helden, der mit sich selbst ringt – und mit den dunklen Seiten seiner Macht.
Besonders bemerkenswert ist die Riege an Autorinnen und Künstlerinnen, die an diesem Band mitgewirkt haben. J. M. DeMatteis, der mit „Kraven’s letzte Jagd“ eine der prägendsten Spider-Man-Geschichten überhaupt schrieb, liefert erneut tiefgründige psychologische Einblicke. J. Michael Straczynski steuert eine ebenso emotionale wie präzise Charakterstudie bei, während David Michelinie – Miterschaffer von Venom – thematisch an seine eigene Legacy anknüpft und für Authentizität sorgt. G. Willow Wilson bringt frischen Wind in die Figurenzeichnung, ohne den düsteren Ton zu verwässern. Auch visuell überzeugt der Band auf ganzer Linie. Elena Casagrande und Dustin Nguyen verleihen den Geschichten einen jeweils ganz eigenen Stil, mal klassisch-dynamisch, mal expressiv und beinahe experimentell, doch stets stilsicher und passend zur Stimmung der Erzählungen.
Was Schwarz, Symbiont und Blut besonders stark macht, ist die Fähigkeit, tonal und stilistisch zu variieren, ohne die Klammer der Thematik zu verlieren. Die Geschichten sind unterschiedlich in Tempo, Tonfall und Perspektive, greifen aber alle das zentrale Motiv des innerlich zerrissenen Helden auf, der in seiner dunkelsten Phase versucht, das Richtige zu tun – und dabei manchmal selbst an der Grenze zum Abgrund steht. Trotz der losen Struktur der Anthologie wirkt der Band wie aus einem Guss. Zwar hätten einige Leser*innen sich womöglich eine übergreifende Rahmenhandlung gewünscht, doch gerade die Vielfalt und Eigenständigkeit der Geschichten ermöglichen einen abwechslungsreichen, doch stimmigen Lesefluss. Schwächere Episoden gibt es kaum – manche bleiben länger im Gedächtnis, andere funktionieren eher als solide Ergänzung, aber ein Ausreißer nach unten ist nicht dabei.
Spider-Man: Schwarz, Symbiont und Blut ist somit eine gelungene Hommage an eine der spannendsten Epochen des Netzschwingers. Die Kombination aus erzählerischem Tiefgang, hochwertiger Gestaltung und kreativer Vielfalt macht diesen Band zu einem echten Highlight – sowohl für eingefleischte Spidey-Fans als auch für Leser*innen, die durch die Faszination am schwarzen Anzug oder der Venom-Mythologie in das Marvel-Universum eintauchen möchten. Ein starkes Stück Comic-Kunst, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Helden miteinander verwebt – stilvoll, reflektiert und voller erzählerischer Wucht.
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