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Electrophilia

Lucía Puenzos Film Electrophilia beginnt mit einem dramatischen Moment, der das Leben der jungen Tierärztin Ada unwiderruflich verändert. Während eines Sturms wird sie beim Versuch, ein Kalb zu retten, vom Blitz getroffen. Nach mehreren Wochen im Koma erwacht sie – äußerlich gezeichnet durch Narben, innerlich jedoch vollständig verwandelt. Ihr Körper reagiert nun hypersensibel auf Strom, Licht und Geräusche. Schon bald stellt Ada fest, dass Elektrizität nicht nur Schmerzen, sondern auch Lustgefühle in ihr auslöst. Zwischen Faszination, Abhängigkeit und Gefahr beginnt eine verstörende Reise, die ihren bisherigen Alltag in Frage stellt.

Unterstützung findet Ada in einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die ebenfalls Blitzeinschläge überlebt haben. Dort trifft sie auf den charismatischen Arzt Juan, der alternative Methoden entwickelt, um die Leiden der Betroffenen zu lindern. Für Ada wird die Gruppe zum Zufluchtsort, doch gleichzeitig verstärkt sich ihre Obsession: Jeder Kontakt mit Strom wird für sie zum sexuellen Erlebnis. Damit wandelt sie auf einem gefährlichen Grat zwischen Ekstase und Selbstzerstörung.

Die Inszenierung lebt von einer starken Bildsprache. Die Kamera fängt elektrische Strukturen, Narben und das flirrende Wechselspiel von Licht und Schatten in poetischen Bildern ein. Begleitet von einer dichten Tonspur, die immer wieder das Knistern und Summen von Strom aufgreift, entsteht eine beklemmende Atmosphäre, die den inneren Zustand der Protagonistin spürbar macht. Zentraler Anker des Films ist die intensive Darstellung von Mariana Di Girolamo. Ihre Ada wirkt fragil und zugleich magnetisch, zerrissen zwischen Sehnsucht, Angst und einem unkontrollierbaren Verlangen. Auch Guillermo Pfening überzeugt als ihr skeptischer Verlobter, der versucht, sie wieder in die Normalität zurückzuführen, jedoch zunehmend an ihre Distanz stößt.

So faszinierend die Grundidee auch ist, bleibt die Erzählung nicht frei von Schwächen. Manche Nebenfiguren werden nur angerissen, Handlungslinien bleiben unvollständig, und gelegentlich verliert sich der Film in seiner symbolischen Bildwelt. Dennoch entfaltet Electrophilia eine ganz eigene Sogwirkung, die an Kinoexperimente erinnert, in denen Körper, Sexualität und Selbstzerstörung eng miteinander verwoben sind. Es ist weniger eine lineare Geschichte als ein atmosphärisches Stimmungsbild über Trauma, Transformation und Begierde.

Die aktuelle Blu-ray der Busch Media Group bringt den Film in sehr guter Qualität ins Heimkino. Das Bild im 1,85:1-Format präsentiert die intensive Farb- und Lichtgestaltung gestochen scharf, während der DTS-HD-MA-5.1-Ton sowohl in deutscher Synchronisation als auch im spanischen Originalton kraftvoll und klar wirkt. Deutsche Untertitel sind ebenfalls enthalten. Verpackt im HD-Keep-Case mit Wendecover und ergänzt durch Bonusmaterial wie Trailer und Trailershow, erhält die Veröffentlichung einen ansprechenden Sammlerwert.

Insgesamt ist Electrophilia ein ungewöhnlicher, elektrisierender Film, der seine Zuschauer durch eine radikale Mischung aus Körperdrama, Erotik und Gefahr herausfordert. Auch wenn er erzählerisch nicht alle Erwartungen erfüllt, bleibt er ein intensives Erlebnis, das durch die hochwertige Blu-ray-Ausgabe noch verstärkt wird.