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The Nameless: Slay Dragon

The Nameless: Slay Dragon ist ein ungewöhnliches Rollenspiel, das sich spürbar von gängigen Genrevertretern absetzt und auf der Nintendo Switch eine besonders reizvolle Plattform gefunden hat. Anders als klassische RPGs setzt es nicht auf große offene Welten oder lange Dungeons, sondern orientiert sich an Spielbuch-Abenteuern. Die Erkundung geschieht über eine stilisierte Übersichtskarte, auf der man Orte auswählt, Entscheidungen trifft und Ereignisse auslöst. Jede Wahl kann den weiteren Verlauf maßgeblich verändern, und das Spiel baut einen Großteil seiner Spannung auf der Unsicherheit auf, ob ein gewählter Weg zum Erfolg oder zum Scheitern führt.

Entscheidend ist dabei das System der Wahrscheinlichkeitsprüfungen, die bestimmen, ob eine Aktion gelingt oder fehlschlägt. Das sorgt für Nervenkitzel, kann aber auch frustrierend wirken, wenn selbst bei hohen Erfolgschancen Misserfolge auftreten. Gleichzeitig erhöht es den Wiederspielwert, da jede Partie anders verlaufen kann. Ergänzt wird dies durch ein tiefes Rollenspielsystem, das weit mehr bietet als nur das bloße Aufleveln von Werten. Über zwanzig Klassen stehen zur Verfügung, die sich flexibel kombinieren lassen. Fertigkeiten können mit sogenannten „Sparks“ verändert und sogar umbenannt werden, wodurch sich der eigene Charakter stark individualisieren lässt.

Auch das Crafting-System ist ungewöhnlich gelöst. Statt starrer Rezepte lädt es zum Experimentieren ein, da beinahe alle Materialien miteinander kombinierbar sind. So entstehen Tränke, Waffen oder Hilfsmittel, die den weiteren Spielverlauf erleichtern können. Allerdings verlangt diese Freiheit ein gutes Ressourcenmanagement, denn Sammeln und Herstellen gehen mit einer Erschöpfungsmechanik einher, die den Helden schwächen kann.

Die Kämpfe sind rundenbasiert und bieten solide taktische Möglichkeiten, sind aber ebenfalls durch das Glückselement geprägt. Wer sich darauf einlässt, wird mit spannenden, oft unvorhersehbaren Schlachten belohnt, die weit mehr auf Planung und Anpassung setzen als auf simples Draufhauen. Mit jeder Stunde entfaltet sich die Tiefe des Systems stärker, und die Möglichkeit, Klassen zu mischen und unkonventionelle Builds zu entwickeln, sorgt dafür, dass kein Durchgang dem anderen gleicht.

Atmosphärisch bewegt sich das Spiel in einer düsteren Fantasy-Welt voller Geheimnisse, Drachen und zwielichtiger Figuren. Die Erzählung ist reich an Wendungen, und viele Charaktere haben ihre eigenen Motive, die nach und nach ans Licht kommen. Mehrere mögliche Enden verstärken den Eindruck, wirklich eine eigene Geschichte zu formen. Die Präsentation ist bewusst reduziert: Statt pompöser 3D-Grafik setzt das Spiel auf stimmungsvolle Illustrationen und eine klare Benutzeroberfläche. Musik und Soundeffekte unterstützen das Setting wirkungsvoll, auch wenn sie nach langen Sitzungen gelegentlich repetitiv wirken können.

Die Switch-Fassung überzeugt durch ihre Mobilität und eignet sich hervorragend für kürzere Sessions unterwegs, da man auch in kleinen Etappen spürbare Fortschritte machen kann. Die Steuerung ist sauber umgesetzt und lässt sich sowohl im Handheld- als auch im Docked-Modus angenehm bedienen. Technisch läuft das Spiel stabil, ohne Einbrüche oder lange Ladezeiten.

Am Ende bleibt The Nameless: Slay Dragon ein Titel, der sich vor allem an Spieler richtet, die Freude an komplexen Systemen, an Entscheidungsfreiheit und an erzählerischer Tiefe haben. Wer sich von der gewissen Abhängigkeit vom Zufall nicht abschrecken lässt, entdeckt hier ein Rollenspiel mit enormem Wiederspielwert und einer ungewöhnlich starken eigenen Handschrift. Für die Nintendo Switch ist es eine klare Bereicherung, die beweist, dass auch abseits der großen Namen kleine Studios Spiele schaffen können, die lange im Gedächtnis bleiben.