Mit „Deathless – The Hero Quest“ öffnet sich das Tor in eine Welt, in der slawische Mythologie, strategisches Denken und düstere Märchenmotive zu einem fesselnden Ganzen verschmelzen. Das Spiel führt den Spieler in das geheimnisvolle Reich von Belosvet, eine Welt voller Magie, uralter Legenden und tödlicher Begegnungen. Hier, wo Zauberer, Hexen und listige nechistiks ihr Unwesen treiben, ist kein Kampf wie der andere, und Überleben bedeutet mehr als nur Stärke – es verlangt Weitsicht, Geduld und taktische Finesse.
Der Spieler schlüpft in die Rolle eines von vier Helden, die jeweils eine eigene Geschichte, Persönlichkeit und Spielweise mitbringen. Jeder von ihnen folgt einem eigenen Pfad durch Belosvet, doch alle sind durch ein gemeinsames Schicksal verbunden: den Kampf gegen Koschey den Unsterblichen, den unbesiegbaren Antagonisten aus den Tiefen der slawischen Sagenwelt. Um ihn zu bezwingen, reicht rohe Gewalt nicht aus – es braucht kluges Deckbuilding, präzise Vorbereitung und die perfekte Kombination aus Karten und Taktik.
Das Herzstück des Spiels ist das strategische Kartensystem, das die Tiefe klassischer Deckbuilder mit erzählerischer Dichte verbindet. Jede Begegnung ist ein neues Puzzle, in dem Angriff, Verteidigung, Relikte und Zauber in ein harmonisches Gleichgewicht gebracht werden müssen. Die Gegner sind inspiriert von der Folklore Osteuropas – Revenants, Khuds, Yagas, oder der gefährliche Vodyanoy, der seine Opfer mit verführerischer List ins Verderben lockt. Besonders eindrucksvoll ist die Begegnung mit den Rusalkas, deren betörender Gesang nicht Erlösung, sondern Tod verheißt. Diese mythologische Vielfalt verleiht Deathless – The Hero Quest eine Tiefe, die weit über das übliche Fantasy-Setting hinausgeht.
Jeder Durchlauf fühlt sich wie ein eigenes Abenteuer an. Nach jedem Sieg oder Scheitern erhält man neue Karten, mächtige Relikte und Spielmodifikatoren, die den nächsten Versuch verändern. Dadurch bleibt das Spiel frisch, fordernd und hochgradig wiederholbar. Der Spieler kann sein Deck immer weiter verfeinern, verschiedene Synergien ausprobieren und mit jeder Partie tiefer in die Welt von Belosvet eintauchen. Dieses Prinzip – Lernen durch Verlieren, Wachsen durch Wiederholung – ist der Kern des Spiels und macht es zu einem echten Roguelike-Erlebnis.
Die vier Heldenpfade sind dabei mehr als nur unterschiedliche Spielstile. Sie erzählen jeweils ein eigenes Stück der Geschichte, eröffnen neue Quests, Allianzen und moralische Entscheidungen. So entsteht das Gefühl, dass sich die Schicksale dieser Figuren allmählich verweben – bis hin zum unvermeidlichen Aufeinandertreffen mit Koschey selbst. Diese Mischung aus erzählerischer Fragmentierung und spielerischem Fortschritt sorgt dafür, dass jeder Run nicht nur mechanisch, sondern auch emotional Bedeutung hat.
Technisch überzeugt Deathless – The Hero Quest auf der Xbox Series X durch eine sorgfältig optimierte Umsetzung. Die Benutzeroberfläche wurde speziell für große TV-Displays angepasst und lässt sich intuitiv mit dem Controller steuern. Kartenmanagement, Auswahlmenüs und Kampfsysteme sind flüssig und logisch aufgebaut, was den Spielfluss deutlich verbessert. Die Konsole nutzt ihre Power, um gestochen scharfe Texturen, flüssige Übergänge und kurze Ladezeiten zu gewährleisten. Das Spiel läuft konstant stabil, auch in intensiven Kampfsituationen, und profitiert spürbar von der höheren Leistung der Series X.
Visuell besticht Deathless durch seinen einzigartigen Stil. Statt auf grelle Effekte oder überbordende Animationen zu setzen, erschafft es eine melancholisch-mystische Atmosphäre, in der Licht und Schatten, Farben und Symbole miteinander tanzen. Die handgezeichneten Kartenmotive wirken wie aus einem alten Märchenbuch, während die Hintergrundmusik – bestehend aus dumpfen Trommeln, Flöten und Chorpassagen – die Sagenwelt von Belosvet lebendig werden lässt. Es ist ein audiovisuelles Erlebnis, das eher verführt als überfällt, das den Spieler in eine stille, geheimnisvolle Welt zieht, in der jede Entscheidung Gewicht hat.
Trotz all seiner Stärken bleibt Deathless – The Hero Quest ein Spiel für Geduldige. Die Lernkurve ist steil, und der Einstieg kann fordernd sein. Manche Karten und Helden sind deutlich schwieriger zu meistern als andere, und auch das Balancing zwischen den Relikten ist nicht immer perfekt. Doch gerade diese Unberechenbarkeit macht den Reiz des Spiels aus: Man lernt, sich anzupassen, zu experimentieren und mit jeder Niederlage besser zu werden.
In seiner Gesamtheit ist Deathless – The Hero Quest auf der Xbox Series X ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sich klassische Spielmechanik mit kultureller Tiefe verbinden lässt. Es ist ein strategisches, atmosphärisches Abenteuer, das Slawische Folklore, kartenbasiertes Denken und Roguelike-Struktur in einer kunstvoll komponierten Welt vereint. Wer Geduld, Neugier und Freude am Experimentieren mitbringt, findet hier ein herausforderndes und zugleich wunderschön gestaltetes Spiel, das weit über einfache Fantasy hinausgeht – ein Werk, das den Spieler in die märchenhaft gefährliche Welt von Belosvet hineinzieht und so schnell nicht wieder loslässt.