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The Revenge of Alice Cooper

Mit The Revenge of Alice Cooper gelingt Alice Cooper und der Originalbesetzung seiner legendären Band ein spektakuläres Comeback, das mehr ist als bloße Nostalgie. Über fünf Jahrzehnte nach dem letzten gemeinsamen Studioalbum kehren sie zurück mit einem Werk, das die rohe Energie der frühen Siebziger einfängt und zugleich den Sound moderner Rockproduktionen atmet. Die Handschrift von Produzent Bob Ezrin ist dabei unüberhörbar: Die Songs klingen klar, druckvoll und lebendig, ohne dabei den schmutzigen, gefährlichen Charme der Original-Ära zu verlieren.

Bereits der Opener „Black Mamba“ setzt ein klares Statement: düstere Atmosphäre, hypnotischer Groove, eine bedrohlich schleichende Energie, die sich langsam entlädt – fast wie der Biss der titelgebenden Schlange. Direkt darauf folgt „Wild Ones“, ein wilder Ritt durch rebellische Jugendfantasien, untermalt von treibenden Gitarrenriffs und einem packenden Refrain. Die Band klingt wütend, spielfreudig und hellwach.

„Up All Night“ vereint schwergewichtige Sabbath-artige Riffs mit einem druckvollen, tanzbaren Rhythmus – ein Track, der mit seiner Mischung aus Retro-Gefühl und moderner Produktion sofort zündet. Noch skurriler wird es mit „Kill The Flies“, einem schrägen, fast cineastischen Stück, das wie der Soundtrack eines surrealen Albtraums wirkt – irgendwo zwischen Horrorfilm und Karneval der Verrückten.

Eines der absoluten Highlights ist „Blood On The Sun“, ein episches Stück mit einem mächtigen Schlagzeug-Fundament und einem Gitarrensolo, das sich zu einem wahrhaft dramatischen Höhepunkt aufschwingt. Dieser Song zeigt die Band auf dem Höhepunkt ihrer musikalischen Ausdruckskraft – mutig, theatralisch, überlebensgroß.

„Crap That Gets In The Way Of Your Dreams“ hingegen bringt eine rotzige, punkige Energie ins Spiel. Der Song ist bissig, sarkastisch und ein ironischer Blick auf verpasste Chancen und Selbstsabotage. „Famous Face“ nimmt sich mit augenzwinkernder Bösartigkeit den Kult um Prominenz vor, während „Money Screams“ mit einer Mischung aus Rock’n’Roll und Kapitalismuskritik überzeugt.

„What A Syd“ ist eine schräge, jazzige Hommage an psychodelische Geister vergangener Tage – ein Stück, das eher durch Stimmung als Struktur überzeugt. „Inter Galactic Vagabond Blues“ verbindet schmutzigen Blues mit Sci-Fi-Wahnsinn, inklusive durchdrehender Mundharmonika und galaktischer Ironie.

Ein besonders emotionaler Moment folgt mit „What Happened To You“, in dem posthum aufgenommene Gitarrenriffs des verstorbenen Glen Buxton zu hören sind. Diese Hommage an ein früheres Bandmitglied ist nicht nur musikalisch stimmig, sondern auch spürbar von Respekt und Nostalgie getragen.

Mit „I Ain’t Done Wrong“ beweist die Band schließlich, dass sie auch den Southern-Blues mühelos beherrscht – ein Track voller Groove, Seele und Dreck unter den Fingernägeln. Den Abschluss des Albums bildet das ruhige, nachdenkliche „See You On The Other Side“, das wie ein Abschiedsbrief an vergangene Zeiten wirkt – melancholisch, aufrichtig und erstaunlich zart.

Was dieses Album besonders macht, ist nicht nur die Qualität der Songs, sondern die spürbare Chemie zwischen den Musikern. Hier sind keine müden Altrocker am Werk, sondern Künstler, die nach all den Jahren noch immer etwas zu sagen – und zu schreien – haben. Das Songwriting ist pointiert, die Arrangements kreativ, die Produktion kraftvoll. Es gibt keine Füller, keine überflüssigen Spielereien – nur eine leidenschaftliche Rückkehr zu den Wurzeln, mit klarem Blick nach vorn.
The Revenge of Alice Cooper 

ist kein müder Abgesang, sondern ein Statement: Rock’n’Roll lebt, wenn man ihn mit Seele, Wut und Witz spielt. Ein Album, das Fans alter Tage ebenso begeistert wie neue Hörer fesseln kann. Überraschend, vielschichtig, ein bisschen verrückt – und genau deshalb absolut gelungen.