Nextgengamersnet
Games, Movies and more
 
 
 


Nach über zehn Jahren Stille kehrt eine der kompromisslosesten Actionreihen der Videospielgeschichte zurück: Ninja Gaiden 4 für die Xbox Series X markiert nicht nur die Wiedergeburt einer Legende, sondern auch den Versuch, das klassische Hardcore-Action-Erlebnis in die Gegenwart zu holen. Entwickelt wurde das Spiel erneut von Team Ninja, diesmal mit Unterstützung erfahrener Designer aus dem Umfeld von PlatinumGames – eine Kombination, die sich bereits in den ersten Minuten bemerkbar macht. Ninja Gaiden 4 ist gnadenlos schnell, spektakulär inszeniert und zugleich präzise bis ins kleinste Detail.


Erzählerisch schlägt der vierte Teil eine Brücke zwischen Vergangenheit und Neuanfang. Im Zentrum steht der junge Yakumo vom mystischen Raben-Clan, ein Krieger, der sich in einer von Dämonen und Schattenwesen zerrissenen Welt behaupten muss. Zugleich kehrt Serienheld Ryu Hayabusa zurück – nicht mehr als alleiniger Protagonist, sondern als Mentor und zeitweise spielbarer Charakter, der die Geschichte mit seinem Erbe und seiner Erfahrung prägt. Dieses Wechselspiel aus Alt und Neu ist eine der größten Stärken des Spiels: Es hält die Wurzeln der Reihe lebendig, wagt aber gleichzeitig den Schritt zu einer moderneren Erzählweise, die düsterer, persönlicher und emotionaler ist als je zuvor.


Das Herzstück ist und bleibt jedoch das Kampfsystem – ein wahres Ballett aus Klingen, Blut und blitzschnellen Reaktionen. Die Steuerung ist geschmeidig, direkt und gnadenlos präzise. Ein einziger Fehler bedeutet oft den Tod, und doch vermittelt Ninja Gaiden 4 nie das Gefühl, unfair zu sein. Wer das Timing beherrscht, pariert Schläge mit chirurgischer Genauigkeit, weicht in letzter Sekunde aus und verwandelt Verteidigung in Angriff. Neu hinzugekommen ist die sogenannte „Bloodraven-Form“, eine temporäre Verwandlung, in der Yakumo übermenschliche Geschwindigkeit und neue Kombos erhält. Diese Fähigkeit eröffnet nicht nur spektakuläre Angriffsmöglichkeiten, sondern fügt der ohnehin tiefen Kampfmechanik eine taktische Komponente hinzu.


Die Kämpfe sind dabei ein audiovisuelles Erlebnis für sich: Blitze zucken durch düstere Himmel, Funken sprühen von den Schwertern, und der metallische Klang zerspringender Rüstungen hallt durch die Arena. Besonders auf der Xbox Series X zeigt sich die technische Meisterschaft des Spiels. Im Performance-Modus läuft Ninja Gaiden 4 butterweich bei 120 Bildern pro Sekunde, was die ohnehin atemberaubende Geschwindigkeit der Gefechte perfekt unterstreicht. Alternativ bietet ein Grafikmodus native 4K-Auflösung mit detaillierten Texturen, realistischer Beleuchtung und atmosphärischem Nebel, der die urbane Dunkelheit des Spiels greifbar macht.


Auch inhaltlich ist der vierte Teil ambitioniert. Die Kampagne führt den Spieler durch verschiedene Schauplätze – von zerfallenen Tempelanlagen und nächtlichen Großstädten bis zu surrealen Dimensionen, in denen Realität und Illusion verschwimmen. Neben Yakumo und Ryu treten weitere Figuren aus dem Ninja-Gaiden-Universum auf, darunter einige vertraute Gesichter in neuen Rollen. Zwischensequenzen sind kinoreif inszeniert, verzichten aber auf überflüssige Länge: Die Geschichte bleibt stets im Dienst des Gameplays.


Besonderes Lob verdient die künstliche Intelligenz der Gegner. Sie agieren aggressiv, passen sich an die Taktik des Spielers an und zwingen zu ständiger Aufmerksamkeit. Standardgegner sind gefährlich, Bosse sind gnadenlos – echte Prüfungen, die nicht auf Quick-Time-Events, sondern auf Können basieren. Jeder Sieg fühlt sich verdient an, jede Niederlage lehrreich. Dieses Gefühl, die eigene Beherrschung zu spüren, ist es, was die Serie seit jeher auszeichnet – und Ninja Gaiden 4 führt diese Tradition eindrucksvoll fort.


Trotz aller Stärken bleibt das Spiel nicht frei von Schwächen. Das Leveldesign ist funktional, aber nicht immer abwechslungsreich; manche Areale wirken etwas steril und dienen vor allem als Arenen für die Kämpfe. Auch die Erzählung, so spannend sie beginnt, verliert im Mittelteil etwas an Fokus und Tempo. Wer allerdings Ninja Gaiden spielt, sucht keine filmische Dramatik, sondern den reinen Rausch des Kampfes – und der wird hier mit beeindruckender Konsequenz geliefert.


Die Soundkulisse rundet das Erlebnis ab: ein kraftvoller Mix aus traditionell japanischen Instrumenten, treibenden Percussions und modernen Industrial-Klängen. Die Musik reagiert dynamisch auf den Kampfverlauf, steigert die Spannung in kritischen Momenten und sorgt für eine dichte Atmosphäre, die den Spieler bis zum Abspann nicht loslässt.


Ninja Gaiden 4 ist ein Spiel, das keine Kompromisse eingeht. Es fordert, bestraft und belohnt zugleich. Es ist ein Titel, der das verloren geglaubte Herz des Action-Genres wieder spürbar macht – roh, kompromisslos und dennoch fein abgestimmt. Für Veteranen ist es ein Triumph der Rückkehr, für Neulinge ein harter, aber lohnender Einstieg in eine legendäre Reihe. Auf der Xbox Series X entfaltet das Spiel seine ganze Wucht und beweist, dass in einer Zeit der sicheren, massenkompatiblen Produktionen immer noch Platz ist für echte, handgemachte Herausforderung.


Kurz gesagt: Ninja Gaiden 4 ist kein Spiel für jedermann – aber für jene, die sich der Prüfung stellen, ist es ein Adrenalinstoß, wie ihn nur wenige Spiele zu bieten haben. Ein kompromissloses Meisterwerk moderner Kampfkunst, das die Essenz der Serie in die Gegenwart katapultiert.