Mit One Military Camp liefert das spanische Studio Abylight ein charmantes Aufbauspiel, das die klassischen Mechaniken einer Wirtschaftssimulation mit einem humorvollen Militärthema verbindet. In der PS5-Version übernehmt ihr die Leitung eines heruntergekommenen Armeelagers und müsst es Schritt für Schritt zu einem funktionierenden Trainingszentrum für Soldaten ausbauen. Dabei gilt es, Rekruten zu rekrutieren, sie auszubilden, die Infrastruktur zu verwalten und Missionen gegen feindliche Truppen zu planen.
Das Spiel nimmt sich dabei nicht allzu ernst. Statt realistischem Kriegsdrama erwartet die Spieler ein leicht überzeichneter, comicartiger Stil mit viel Augenzwinkern. Diese Mischung aus Strategie, Management und humorvollem Ton macht den besonderen Reiz von One Military Camp aus. Trotzdem erfordert das Spiel eine gute Portion Organisationstalent, denn wer sein Lager nicht effizient plant, wird schnell von Energieengpässen, überlasteten Rekruten und ausufernden Kosten eingeholt.
Die Kampagne führt durch mehrere Biome – von grünen Wäldern über Sandwüsten bis hin zu eisigen Schneelandschaften. In jeder Region müsst ihr euer Lager an die örtlichen Bedingungen anpassen und neue Technologien freischalten. Neben dem Storymodus gibt es auch einen Sandbox-Modus, in dem ihr ohne Druck euer eigenes Camp nach Belieben gestalten könnt.
Das Gameplay ist grundsätzlich solide und sorgt zu Beginn für viel Motivation. Neue Soldaten zu rekrutieren, ihre Talente zu entdecken und sie gezielt zu Spezialisten auszubilden, ist befriedigend und erinnert an klassische Managementspiele wie Theme Hospital oder Two Point Campus – nur eben mit militärischem Flair. Ihr plant Trainingsgebäude, Unterkünfte, Speisesäle und Freizeitbereiche und müsst dabei auch auf Geräuschpegel und Erschöpfung eurer Einheiten achten. Das verleiht dem Spiel eine gewisse Tiefe, die den Alltag im Lager glaubwürdig erscheinen lässt.
Mit zunehmender Spieldauer offenbaren sich jedoch einige Schwächen. Die Missionen, bei denen eure Soldaten in den Kampf geschickt werden, laufen meist automatisch ab und dienen eher als Fortschrittsbalken denn als echte, interaktive Herausforderungen. Dadurch verliert das Spiel auf lange Sicht etwas an Spannung. Auch das Mikromanagement kann im späteren Verlauf anstrengend werden – ständig gilt es, Ressourcen zu kontrollieren, Personal umzuplanen oder Gebäude zu optimieren, ohne dass es dafür immer spürbare Belohnungen gibt.
Auf der PS5 präsentiert sich One Military Camp technisch sauber, mit flüssiger Performance und einer freundlichen, bunten Grafik, die perfekt zur lockeren Atmosphäre passt. Die cartoonhafte Darstellung der Figuren und Gebäude sorgt für Übersicht und Leichtigkeit. Besonders gelungen ist die Klangkulisse, die das Spielprinzip auf kreative Weise unterstützt: Stille, Maschinenlärm und Marschmusik wechseln sich ab und tragen zum Charme des Spiels bei. Weniger gelungen ist hingegen die Steuerung mit dem Gamepad – die Menüführung und Gebäudeplatzierung sind etwas umständlich, was den Spielfluss gerade bei größeren Lagern bremst.
Die PS5-Version bietet das komplette Paket mit allen Biomen und Spielmodi sowie einer für Konsolen angepassten Benutzeroberfläche. Technisch läuft das Spiel weitgehend stabil, kleinere Ungenauigkeiten in der Steuerung oder vereinzelte Performanceeinbrüche trüben den Gesamteindruck jedoch leicht.
Insgesamt ist One Military Camp ein sympathisches, aber nicht perfektes Aufbauspiel. Es punktet mit einer originellen Idee, viel Charme und einem unterhaltsamen Grundkonzept, leidet aber unter etwas zu viel Routine im späteren Spielverlauf. Wer Spaß an gemütlichen Managementsimulationen hat und ein Faible für charmante Cartoon-Optik besitzt, wird hier einige entspannte Stunden verbringen. Wer hingegen tiefgreifende Strategie, komplexe Wirtschaftssysteme oder intensive Missionen erwartet, könnte sich schnell unterfordert fühlen.
Trotz kleiner Schwächen überzeugt die PS5-Version durch ihren sympathischen Stil, eine solide technische Umsetzung und das zugängliche Spielprinzip. One Military Camp ist kein militärisches Meisterwerk, aber ein angenehm unaufgeregter Vertreter des Aufbaustrategie-Genres, der vor allem durch seine charmante Präsentation und seinen humorvollen Ton punktet.