„Tiebreak: Official Game of the ATP and WTA“ für die Nintendo Switch ist ein ambitioniertes Sportspiel, das sich als offizielles Tennisspiel der ATP- und WTA-Tour präsentiert. Mit der Lizenzierung von über 120 echten Tennisprofis – darunter namhafte Athleten wie Novak Djokovic, Iga Świątek, Alexander Zverev oder Coco Gauff – weckt es auf den ersten Blick hohe Erwartungen bei Fans des weißen Sports. Es verspricht ein realistisches Spielerlebnis, packende Matches und einen tiefgehenden Karrieremodus. Doch die Realität auf dem virtuellen Court zeigt ein Spiel mit vielen guten Ansätzen, das letztlich an seinem unausgereiften Fundament scheitert.
Schon beim Einstieg fällt positiv auf, dass das Spiel mit offiziellen Turnieren, bekannten Stadien und detailreich modellierten Spieler-Avataren punktet. Die Präsentation macht insgesamt einen ordentlichen Eindruck – die Umgebungen wirken lebendig, das Stadionpublikum ist gut inszeniert und auch das Wetter spielt visuell eine kleine Rolle. Insbesondere bei Nahaufnahmen und in den Pausen zwischen den Ballwechseln zeigt sich das Potenzial der Grafik-Engine. Sobald das Spielgeschehen jedoch in vollem Gang ist, treten die ersten Probleme zutage.
Die größte Schwäche von „Tiebreak“ liegt im Gameplay selbst. Zwar stehen dem Spieler diverse Schlagvarianten zur Verfügung – darunter Topspin, Slice, Lob, Stoppball und flacher Schlag –, doch in der Praxis wirken diese Unterschiede marginal. Die Ballphysik ist wenig nachvollziehbar und häufig unberechenbar, was das Gefühl echter Kontrolle über das Spielgeschehen einschränkt. Oft fühlt es sich willkürlich an, ob ein Schlag gelingt oder misslingt. Dies führt zu Frustmomenten, vor allem im kompetitiven Online-Modus oder bei knappen Matchverläufen. Die Platzbeläge – traditionell ein zentrales taktisches Element im Tennis – haben ebenfalls kaum spürbaren Einfluss auf Ballverhalten oder Bewegung der Spieler. Dadurch verlieren Matches an strategischer Tiefe.
Auch die Steuerung hätte deutlich präziser ausfallen müssen. Zwar sind die Animationen der Spieler flüssig und visuell ansprechend, doch die eigentliche Spielmechanik hinkt hinterher. Reaktionszeiten fühlen sich teils verzögert an, und nicht selten bleibt die Spielfigur trotz Eingabe passiv stehen, als wäre das Spiel mit sich selbst uneins. Dies führt zu einem inkonsistenten Spielfluss, der bei einem Sportspiel mit Echtzeit-Dynamik schwer wiegt.
Der Karriere-Modus hätte eine zentrale Stärke sein können, doch auch hier bleiben viele Chancen ungenutzt. Zwar kann man sich entweder einen eigenen Spieler erstellen oder mit einer realen Tennislegende in die Karriere starten, jedoch fehlt es diesem Modus an Tiefe und Entwicklungsmöglichkeiten. Spielerwerte lassen sich im Verlauf der Karriere nicht verbessern, was jegliche Motivation untergräbt, über mehrere Saisons hinweg kontinuierlich zu trainieren oder Turniere zu spielen. Die Progression wirkt dadurch statisch und wenig belohnend.
Ein Lichtblick ist die sogenannte „Djokovic Slam Challenge“, ein Modus, der bedeutende Meilensteine aus der Karriere von Novak Djokovic nachstellt. Hier wurde mit mehr Liebe zum Detail gearbeitet, und die Szenarien bieten zumindest punktuell ein interessantes Spielerlebnis. Dennoch bleibt auch dieser Modus letztlich eher Beiwerk als tragende Säule des Spiels.
Der Online-Modus wirkt ambitioniert, leidet jedoch unter denselben Problemen wie das Offline-Spiel. Wenn die Grundmechanik nicht überzeugt, hilft auch das kompetitive Element wenig. Verbindungsprobleme oder Latenzen sind nicht gravierend, aber die Matches bieten selten echtes Spannungspotenzial, weil sich das Spielgefühl nicht organisch entwickelt. Hinzu kommt, dass das Balancing unausgegoren scheint – einige Spielerfiguren wirken deutlich überlegen, was das faire Kräftemessen zusätzlich erschwert.
Technisch zeigt sich „Tiebreak“ auf der Switch in einem gemischten Zustand. Die Grafik ist solide, aber keineswegs herausragend. Die Performance ist größtenteils stabil, allerdings treten gelegentlich kleinere Ruckler auf, besonders bei schnelleren Ballwechseln oder bei detaillierten Kameraschwenks. Die Soundkulisse ist funktional, aber unspektakulär: Schläge, Jubel, Ansagen und Umgebungsgeräusche sind präsent, tragen aber kaum zur Atmosphäre bei. Musik ist dezent eingesetzt und bleibt größtenteils im Hintergrund.
Insgesamt hinterlässt „Tiebreak: Official Game of the ATP and WTA“ einen zwiespältigen Eindruck. Auf dem Papier bringt das Spiel viele gute Voraussetzungen mit: ein beeindruckendes Lizenzpaket, bekannte Namen, solide Präsentation und verschiedene Spielmodi. Doch das Herzstück eines Sportspiels – das Gameplay – ist schlicht nicht ausgereift genug, um dauerhaft zu fesseln. Die Steuerung fühlt sich träge an, das Schlagverhalten ist inkonsistent, und taktische Tiefe kommt kaum auf.
Spieler, die lediglich ein wenig Arcade-Tennis mit bekannten Profis genießen möchten, könnten dennoch kurzfristig ihren Spaß haben. Wer jedoch ein tiefgehendes Tenniserlebnis à la „Top Spin 4“ oder „Virtua Tennis“ erwartet, wird hier enttäuscht. In seinem aktuellen Zustand fühlt sich „Tiebreak“ mehr wie ein früher Zugangstitel an als ein ausgereiftes Sportspiel. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Patches oder Updates einige der grundlegenden Mängel adressieren – das Potenzial wäre vorhanden.