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Gute Bildung sieht anders aus

Wenn ein Physiker und ein Erziehungswissenschaftler gemeinsam ein Buch über Schule verfassen, darf man hoffen, dass sich Wissenschaftsvermittlung und pädagogische Reflexion produktiv ergänzen. Genau das gelingt Harald Lesch und Klaus Zierer in Gute Bildung sieht anders aus, das gleichermaßen als Diagnose wie als leidenschaftlicher Appell gelesen werden kann.

Zwei Perspektiven – ein gemeinsames Anliegen

Harald Lesch ist einem breiten Publikum durch seine Fernseh- und YouTube-Formate bekannt, in denen er komplexe naturwissenschaftliche Themen verständlich und mitreißend erklärt. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, naturwissenschaftliche Bildung stärker in den Schulalltag zu integrieren – nicht aus Selbstzweck, sondern weil er sie für eine tragende Säule einer aufgeklärten, handlungsfähigen Gesellschaft hält. Seine Erfahrungen im Kontakt mit Schulen, Lehrkräften und Jugendlichen haben ihn jedoch skeptisch werden lassen: zu starr die Lehrpläne, zu groß der Frust auf beiden Seiten.

Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik, nähert sich der Thematik aus der Innenperspektive: Er bildet Lehrkräfte aus, forscht zu Lernprozessen und nimmt regelmäßig an der öffentlichen Bildungsdebatte teil. Für ihn zeigt sich die Schieflage des Systems nicht nur in schwachen Pisa-Ergebnissen, sondern in einer Schule, die ihre eigentliche Aufgabe – Kinder stark fürs Leben zu machen – zunehmend verfehlt.

Ein Manifest für eine andere Schule

Das Buch versteht sich als Manifest, als Weckruf. Lesch und Zierer fragen, was Kinder in einer Welt brauchen, die durch Klimawandel, Digitalisierung, soziale Ungleichheit und globale Krisen geprägt ist. Ihre Antwort: weniger starre Wissensvermittlung, mehr Kompetenzen, die Selbstständigkeit, Urteilsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein fördern. Schule müsse ein Ort werden, an dem Kinder nicht bloß „durchkommen“, sondern lernen, sich in einer komplexen Welt zu orientieren.

Die Autoren schreiben dabei klar, pointiert und ohne sich im Fachjargon zu verlieren. Leschs Leidenschaft für Wissenschaft und Zierers pädagogische Expertise ergänzen sich spürbar. Wo der eine drastisch vor den Folgen mangelnder Bildung für Klima und Demokratie warnt, zeigt der andere, wie Schule praktisch anders gestaltet werden könnte – etwa durch stärkere Eigenverantwortung der Lehrkräfte, eine flexiblere Ausgestaltung der Lehrpläne und ein Umdenken in der Lehrerausbildung.

Für wen ist das Buch?

Adressiert sind nicht nur Bildungsfachleute, sondern ausdrücklich auch Eltern und alle, die das Thema Schule betrifft – und das heißt: eigentlich die gesamte Gesellschaft. Denn Bildung, so das Kernargument, ist keine Privatsache, sondern die Grundlage für das Funktionieren einer demokratischen Gemeinschaft.

Fazit

Gute Bildung sieht anders aus ist keine trockene Bestandsaufnahme, sondern ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Schule, die Kinder ernst nimmt und sie nicht an überholten Strukturen scheitern lässt. Lesch und Zierer schreiben streitbar, engagiert und nah an der Realität. Man muss nicht jede Forderung teilen, doch das Buch zwingt dazu, über den Status quo hinauszudenken – und genau das macht es wertvoll.