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Highschool Dirty Secrets ist ein atmosphärisches Horror- und Puzzle-Adventure, das Spielerinnen und Spieler in eine beklemmende, psychologisch dichte Welt entführt. Die Handlung beginnt denkbar schlicht, doch entwickelt sich schnell zu einem intensiven Albtraum: Die junge Kasuga erwacht eines Nachts in ihrer Highschool – eingeschlossen, allein und ohne Erinnerung daran, wie sie dort gelandet ist. Was zunächst wie ein klassisches Escape-Szenario wirkt, entfaltet sich nach und nach zu einer vielschichtigen Geschichte über Erinnerung, Schuld und die Schatten der Vergangenheit.


Schon die ersten Minuten des Spiels ziehen die Spieler in ihren Bann. Die leeren Klassenzimmer, das ferne Knarzen der Böden und das flackernde Licht der Neonröhren schaffen eine unheilvolle Atmosphäre, in der man jeden Moment mit dem Schlimmsten rechnet. Dabei verzichtet Highschool Dirty Secrets weitgehend auf platte Jumpscares. Der Horror entsteht aus der Unsicherheit – aus der Frage, ob das, was Kasuga sieht, real ist oder das Produkt einer fragmentierten Erinnerung.


Das Spiel kombiniert Erkundung und Rätsellösung zu einem stimmigen Ganzen. In klassischer Adventure-Manier durchsucht man Räume, liest Notizen, kombiniert Gegenstände und setzt Puzzleteile der Vergangenheit zusammen. Besonders interessant ist die Einbindung von Kasugas Smartphone, das nicht nur als Werkzeug, sondern auch als narrative Schnittstelle dient. Über das Display lassen sich Hinweise dokumentieren, Fotos machen und rätselhafte Nachrichten empfangen – Nachrichten, die manchmal von jemandem zu stammen scheinen, der längst nicht mehr am Leben ist. Dieses Element verleiht der Geschichte eine moderne, aber zugleich zutiefst unheimliche Dimension.


Eine der herausragenden technischen Besonderheiten ist die Möglichkeit, nahtlos zwischen der Third- und First-Person-Perspektive zu wechseln. Während man in der Verfolgeransicht einen Überblick über die Umgebung behält, steigert die Ego-Perspektive die Spannung und das Gefühl der Isolation. Besonders in engen Fluren oder dunklen Räumen sorgt dieser Perspektivwechsel für Gänsehautmomente, wenn plötzlich ein Schatten an der Wand auftaucht oder Schritte hinter einem erklingen.


Grafisch überzeugt das Spiel mit seinem Anime-inspirierten Stil, der auf den ersten Blick fast zu schön für ein Horrorspiel wirkt, in seiner stilisierten Ästhetik jedoch eine eigentümliche Kälte transportiert. Die kontrastreichen Lichtverhältnisse, die feinen Partikeleffekte und die präzise gesetzten Kamerawinkel schaffen eine Atmosphäre, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch verstörend wirkt. Unterstützt wird das visuelle Design durch eine hervorragende Soundkulisse: Das leise Tropfen von Wasser, das ferne Summen einer Lampe oder das metallische Klirren, wenn man eine Tür öffnet, verstärken das Gefühl ständiger Anspannung.


Inhaltlich lebt Highschool Dirty Secrets von seiner Mischung aus Mystery und Tragödie. Während Kasuga immer tiefer in die Geschichte der Schule eintaucht, stößt sie auf düstere Geheimnisse – über ihre Mitschüler, ihre Lehrer und letztlich auch über sich selbst. Die Wahrheit, die sie am Ende entdeckt, ist schmerzhaft und erschütternd, und sie verleiht dem Spiel eine emotionale Wucht, die über den reinen Horror hinausgeht.


Trotz seiner Stärken ist Highschool Dirty Secrets nicht frei von Schwächen. Manche Rätsel wirken etwas unlogisch oder fordern mehr Geduld als tatsächliches Kombinationsgeschick. Die Steuerung, vor allem in der Ego-Perspektive, reagiert nicht immer so präzise, wie man es von einem PS5-Titel erwarten würde. Auch die Spielzeit fällt mit rund sechs bis acht Stunden eher knapp aus. Doch diese kleinen Makel verblassen angesichts der intensiven Atmosphäre und der gelungenen Erzählstruktur.


Am Ende bleibt Highschool Dirty Secrets ein beeindruckend gestaltetes Horror-Erlebnis, das seine Stärke nicht aus Blut und Schrecken, sondern aus psychologischem Druck und emotionaler Tiefe zieht. Es ist ein Spiel über Angst, Erinnerung und die dunklen Geheimnisse, die in den Fluren der Vergangenheit lauern. Wer subtile, stimmungsvolle Horror-Geschichten liebt, die mehr auf Atmosphäre als auf Effekthascherei setzen, wird hier eine kleine, aber eindrucksvolle Perle finden.


Fazit: 

Highschool Dirty Secrets ist ein stiller, eindringlicher Albtraum – ein Spiel, das unter die Haut geht, weil es den Horror nicht zeigt, sondern fühlen lässt. Ein packendes, visuell starkes Erlebnis, das beweist, dass der wahre Schrecken oft dort beginnt, wo die Erinnerung endet.