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«Alle Mörder sind schon da» – im Original Clue – ist eine herrlich verspielte Kriminalkomödie aus dem Jahr 1985, inszeniert von Jonathan Lynn und getragen von einem exzellent aufgelegten Ensemble, zu dem unter anderem Eileen Brennan, Tim Curry, Madeline Kahn, Christopher Lloyd und Lesley Ann Warren gehören. Der Film basiert lose auf dem Gesellschaftsspiel „Cluedo“ und verwandelt dessen klassisches Rätselprinzip – Täter, Waffe, Tatort – in eine rasante Mischung aus Farce, Krimidrama, Slapstick und Theatersatire.


Die Geschichte beginnt in einem abgelegenen englischen Schloss, in dem während eines tobenden Gewittersturms sechs Gäste eintreffen, die sich vorher nie begegnet sind. Jeder von ihnen verbirgt ein Geheimnis, jeder hat ein mögliches Motiv, den unbekannten Gastgeber zu ermorden. Nach dem gemeinsamen Abendessen geht das Licht aus, ein Schrei ertönt – und als das Licht wieder angeht, ist der Hausherr tot. Was folgt, ist kein klassischer Whodunit im Sinne von Agatha Christie, sondern eine immer schneller eskalierende Spirale aus Verdächtigungen, absurden Erklärungsversuchen, hektischen Suchläufen durch Gänge, Geheimpassagen und Räume, die plötzlich ganz neue Bedeutung gewinnen. Dabei wird die Frage nie nur gestellt, wer der Mörder sein könnte, sondern stets auch, mit welcher Waffe die Tat begangen wurde und in welchem Raum sie stattfand – als lebendige, filmische Entsprechung des Spielprinzips.


Tim Curry als überdrehter Butler, der immer wieder zum Motor der Handlung wird, hält das Chaos zusammen, während die übrigen Darsteller ein herrlich überzeichnetes Figurenkabinett bilden: von der spitzen, mürrisch-eleganten Eileen Brennan über die manisch sprühende Madeline Kahn bis hin zum verschlagen-schusseligen Christopher Lloyd. Jede Figur ist Karikatur und Charakter zugleich, und genau daraus entsteht der komödiantische Funke des Films. Die Dialoge sind schnell, pointiert, voller Doppeldeutigkeiten und verbaler Slapstick, während das Setting selbst – dunkle Holzvertäfelungen, knarrende Türen, Kaminzimmer, Bibliothek, Billardsaal – wie ein bewusst überzeichneter Bühnenraum wirkt.


Wer einen ernsthaften Krimi erwartet, wird hier nicht fündig; der Film ist sich seiner Künstlichkeit vollkommen bewusst und spielt damit, statt sie zu kaschieren. Das Ergebnis ist ein absoluter Kultfilm, der zwar nicht realistisch, dafür aber brillant getaktet ist – ein Theaterstück vor der Kamera, das seine Figuren hin- und herschickt, aufeinander prallen lässt und die Mechanik des Rätselspiels laufend ad absurdum führt. Die verschiedenen möglichen Filmenden, die bei Erscheinen im Kino je nach Kopie variierten, unterstreichen diesen Charakter zusätzlich: Die Wahrheit ist nicht so wichtig wie das Vergnügen am Rätseln selbst.


Die neue 4K-Veröffentlichung von Paramount Pictures bringt den Film nun in einer Bildqualität auf die Leinwand, die seine visuelle Gestaltung deutlich aufwertet. Der frische Scan aus dem Originalnegativ sorgt für eine Klarheit, die man der Produktion zunächst gar nicht zutraut: Farben wirken kräftiger, das warme Kerzenlicht des Schlosses kommt deutlicher zur Geltung, und die feinen Details der Set-Ausstattung – Wandtapeten, Stofftexturen, Gesichtsausdrücke in Nahaufnahmen – treten plötzlich spürbar hervor. Auch die Tonmischung profitiert vom Upgrade, denn der Film lebt von schnellen Wortwechseln, abrupten Geräuschwechseln und einer musikalischen Untermalung, die das komödiantische Tempo unterstützt. In der neuen Fassung wirkt das Zusammenspiel von Bild und Ton erheblich präziser, was den Filmgenuss besonders für langjährige Fans spürbar steigert.


«Alle Mörder sind schon da» ist somit ein Stück Filmgeschichte, das immer noch frisch wirkt, weil es nicht veraltet, sondern zeitlos überzeichnet ist. Es ist ein Film, der Spaß daran hat, ein Spiel zu sein – und der gerade deshalb ein wunderbares Erlebnis bleibt, ob man ihn zum ersten Mal sieht oder zum zehnten Mal. Wer Krimis liebt, aber auch Komödien, Theater, Spott und Chaos, wird hier bestens bedient – und findet in der 4K-Fassung nun die mit Abstand schönsten Voraussetzungen, das Ganze in neuer Schärfe zu genießen.