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Islands

Mit Islands legt Jan Ole Gerster (Oh Boy, Lara) erneut einen Film vor, der weniger über große Gesten als über Zwischentöne funktioniert. Der Schauplatz mag diesmal sonniger wirken – statt Berlin oder einer deutschen Kleinstadt ist es die karge Vulkaninsel Fuerteventura –, doch unter der Oberfläche entfaltet sich ein ebenso existenzielles Drama über Leere, Sehnsucht und die Suche nach Sinn.

Handlung und Figuren

Im Zentrum steht Tom (Sam Riley), ein ehemaliger Tennisprofi, der als Trainer in einem All-Inclusive-Resort gestrandet ist. Das vermeintliche Paradies hat sich für ihn längst in eine trostlose Routine verwandelt: Touristen kommen und gehen, er schlägt tagein, tagaus Bälle übers Netz, trinkt abends zu viel und verliert sich in unverbindlichen Affären. Sam Riley verkörpert diese Mischung aus Müdigkeit, Resignation und unterschwelliger Sehnsucht mit großer Zurückhaltung – man spürt förmlich, wie Tom von seiner eigenen Leere aufgezehrt wird.

Mit dem Auftauchen von Anne (Stacy Martin) und ihrer Familie ändert sich der Ton des Films. Anne wirkt geheimnisvoll, unnahbar und gleichzeitig verletzlich. Ihr Mann Dave (Jack Farthing) bleibt eher eine Randfigur, verschwindet jedoch plötzlich spurlos, was dem Geschehen eine schwebende Spannung verleiht. Von diesem Moment an kippt die scheinbar harmlose Urlaubsgeschichte in eine Art psychologisches Vexierspiel: Zwischen Tom und Anne entsteht eine seltsame Nähe, aber auch ein Misstrauen, das den Zuschauer ebenso ratlos wie gespannt zurücklässt. Besonders effektiv ist dabei, dass Gerster keine einfachen Antworten liefert. Stattdessen eröffnet er Räume für Deutung – geht es um Schuld, Verdrängung oder nur um Projektionen?

Inszenierung und Stil

Gerster gelingt es erneut, Figuren in Übergangsmomenten ihres Lebens einzufangen. Die Kamera von Frank Griebe nutzt die Landschaft Fuerteventuras nicht als pittoreske Postkarte, sondern als Spiegel innerer Zustände: Weite, Leere, eine Schönheit, die zugleich abweisend und faszinierend wirkt. Das Resort erscheint wie eine Blase, die vom Rest der Welt abgekoppelt ist – ein Nicht-Ort, in dem alles möglich scheint und doch nichts Bestand hat.

Die Inszenierung verzichtet auf laute Höhepunkte. Stattdessen baut Gerster leise Spannung auf, durch kleine Gesten, Blicke und unaufgelöste Situationen. Musikalisch bleibt der Film zurückhaltend, was die Atmosphäre des Unausgesprochenen verstärkt. Wer auf klare Antworten oder gar Thriller-Konventionen hofft, wird möglicherweise enttäuscht. Islands ist weniger Krimi als Stimmungsfilm – ein Werk, das nachhallt, weil es den Zuschauer in seiner Unsicherheit alleinlässt.

Schauspiel

Sam Riley überzeugt mit einer derart stillen Präsenz, dass man meint, er trage die ganze Müdigkeit der Welt auf den Schultern. Stacy Martin wiederum verleiht Anne eine Aura zwischen Melancholie und Bedrohung – man weiß nie, ob man ihr vertrauen kann oder nicht. Die Chemie zwischen den beiden ist subtil, nie plakativ, und gerade deshalb so fesselnd.

Die Blu-ray von Leonine

Die Veröffentlichung von Leonine bringt Islands nun in hervorragender Bild- und Tonqualität ins Heimkino. Die Blu-ray präsentiert die karge Schönheit Fuerteventuras mit klaren Farben und feiner Detailzeichnung – die weiten Landschaftsaufnahmen entfalten auf einem großen Bildschirm eine fast hypnotische Wirkung. Auch die Soundabmischung überzeugt: Die leisen Dialoge, die oft von Wind, Meeresrauschen oder Umgebungsgeräuschen getragen werden, kommen präzise und atmosphärisch zur Geltung.

Fazit

Islands ist ein Film, der keine einfachen Antworten gibt, sondern von Zwischentönen, Atmosphäre und ambivalenten Figuren lebt. Jan Ole Gerster zeigt erneut ein feines Gespür für Menschen, die aus ihrem Leben herausgefallen sind und nach Halt suchen. Die Blu-ray von Leonine bringt diese fragile, geheimnisvolle Welt mit technischer Brillanz ins Heimkino. Kein Film für schnelle Unterhaltung – aber ein intensives, nachwirkendes Kinoerlebnis für Zuschauer, die sich auf die Leere zwischen den Worten einlassen wollen.