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Kanzlei Liebling Kreuzberg

Mit „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ wagt One Gate Media eine Rückkehr zu einem Stück Fernsehgeschichte, das für viele fest mit der Figur Robert Liebling und dem alten, urigen Kreuzberg verbunden ist. Doch Kreuzberg 2025 ist nicht mehr Kreuzberg 1980 – und der Film nutzt genau diesen Wandel als erzählerische Chance. Das Ergebnis ist ein warmherziges, leise nostalgisches, aber zugleich modern erzähltes Plädoyer für Zivilcourage, Menschlichkeit und die Bedeutung moralischer Grundsätze im juristischen Alltag.


Ein Kiez im Wandel – und eine Kanzlei, die mitwächst


Das hippe, teils durchgentrifizierte Kreuzberg bildet den aktuellen Hintergrund der Geschichte – ein klarer Kontrast zum ursprünglichen Kiez, durch den Robert Liebling einst flanierte und den er mit seiner Berliner Schnauze, seiner Gelassenheit und seinem Gerechtigkeitssinn prägte. Diese Veränderung spiegelt sich auch in der Kanzlei wider: Aus der liebenswert chaotischen Anwaltsstube ist ein professionelles, wirtschaftlich orientiertes Büro geworden, geführt von Dr. Talia Jahnka, die die Kanzlei nach Lieblings Tod in eine neue Zeit geführt hat.


Dass sie dabei nicht unbedingt im Sinne des großherzigen Gründers agiert, wird deutlich, als Lisa, Lieblings Enkelin und Miterbin, auftaucht und in der Kanzlei einsteigen möchte. Die anfänglichen Spannungen zwischen beiden Frauen sind mehr als nur persönliche Reibereien – sie stehen exemplarisch für den Konflikt zwischen effizienzgetriebener Moderne und den idealistischen Werten, für die Robert Liebling einst stand.


Ein Fall, der nach Liebling klingt


Lisas erster Fall wirkt auf den ersten Blick überschaubar: Ein älterer Herr soll aus seinem Stammcafé ausgeschlossen werden. Doch wie so oft zeigt sich, dass gerade die kleinen Fälle das gesellschaftliche Miteinander spiegeln und in Wahrheit moralische Fragen verhandeln. Lisas pragmatisches Vorgehen – das ohne Zynismus auskommt – erinnert wohltuend an die Art, wie ihr Großvater zu arbeiten pflegte. Gleichzeitig führt es sie tief in die Lebensrealität von Menschen, die unter den Veränderungen des Kiezes zu leiden haben.


Die Nebenhandlung um die drohende Räumungsklage gegen die Eltern der Cafébetreiberin Mai verleiht dem Film zusätzliche Relevanz. Mietnomaden, Wohnungsmarkt, Sozialdruck – all das wird sensibel, aber ohne erhobenen Zeigefinger erzählt. Als Lisa schließlich unbeabsichtigt gegen standesrechtliche Regeln verstößt, gerät die Kanzlei ins Wanken. Ihr berufliches Erbe steht auf der Kippe – und damit auch der Geist Robert Lieblings, der über dem Film spürbar schwebt.


Zwischen Tradition und Neuanfang – stark getragen von Roswitha Schreiner


Ein berührendes Highlight ist die Rückkehr von Roswitha Schreiner als Sarah Liebling, die aus der Originalserie bekannt ist. Ihre Präsenz verbindet Vergangenheit und Gegenwart auf eine Weise, die Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Sie ist nicht nur ein nostalgischer Verweis, sondern ein emotionaler Anker für die neue Figurengeneration.


Die neue DVD von One Gate Media


Die DVD-Veröffentlichung von One Gate Media präsentiert den Film in solider technischer Qualität. Das Bild ist klar, die Farbgebung angenehm natürlich und der Ton sauber abgemischt, besonders in den vielen dialoglastigen Szenen. Gerade weil der Film atmosphärisch stark vom Kreuzberger Straßenleben lebt, ist die stimmige Tonqualität ein Pluspunkt. Die DVD richtet sich eindeutig an Fans der alten Reihe, aber auch an neue Zuschauer, die ein zeitgemäß erzähltes, menschenfreundliches Anwaltsdrama suchen.


Fazit


„Kanzlei Liebling Kreuzberg“ ist kein lauter, spektakulärer Film – und das ist auch gut so. Er findet seine Stärke in ruhigen, präzisen Beobachtungen, in lebendigen Figuren und im gelungenen Spagat zwischen Nostalgie und Aktualität. Der Film zeigt, dass Lieblings Welt selbst ohne ihn fortbestehen kann, solange jemand die Werte weiterträgt, die ihn einst ausmachten.


Ein respektvoller Neustart, ein liebevoller Gruß an die Vergangenheit – und ein Film, der in seiner unaufgeregten Menschlichkeit angenehm aus dem heutigen TV-Alltag heraussticht.