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London Calling von Allan Ungar präsentiert sich als Mischung aus Auftragskiller-Thriller, Buddy-Movie und familiendurchzogenem Selbstfindungsdrama – ein Film, der auf den ersten Blick konventionell wirkt, aber durch seine Figurenkonstellation und seinen bewusst leichtfüßigen Tonfall für solide Unterhaltung sorgt. Im Zentrum steht Tommy Ward, gespielt von Josh Duhamel, ein Profi, der seit Jahren tötet, ohne Fragen zu stellen. Doch als er in London den falschen Mann erschießt – einen Angehörigen des berüchtigten Gangsterbosses Freddy Darby – setzt er eine Spirale in Gang, der er nur durch Flucht entkommt. Seine Exfrau und seinen zehnjährigen Sohn lässt er zurück und taucht in Los Angeles unter, wo er erneut als Auftragsmörder arbeitet – dieses Mal jedoch unter neuen Bedingungen.


Dort bekommt er ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann: Sein neuer Boss verspricht ihm Schutz und eine sichere Rückkehr nach London, wenn Tommy sich um dessen 17-jährigen Sohn Rick kümmert und aus dem unsicheren Jugendlichen einen „echten Mann“ macht. Was zunächst wie ein absurd anmutender Deal klingt, entpuppt sich schnell als Kern der Geschichte. Tommy, der sein eigenes Kind verlassen hat, wird unfreiwillig zum Ersatzvater – und noch dazu zu einem fragwürdigen Mentor, der einem Teenager beibringen soll, wie Auftragsmorde funktionieren. Aus dieser Konstellation entsteht nicht nur Situationskomik, sondern auch Raum für echte Charaktermomente: Der Killer, der keine Verantwortung tragen will, und der Junge, der unbedingt dazugehören möchte, bilden ein Duo, das sich im Verlauf des Films zunehmend annähert.


Josh Duhamel gibt dem abgebrühten Tommy genau das richtige Maß an Lakonie und innerer Müdigkeit, ohne die Figur ins rein Zynische kippen zu lassen. Jeremy Ray Taylor als Rick bildet dazu einen gelungenen Kontrast: ungestüm, neugierig, manchmal naiv, aber nie unsympathisch. Der Film profitiert spürbar davon, dass zwischen beiden Darstellern eine funktionierende Dynamik herrscht – das macht viele Szenen lebendiger, als es das Drehbuch allein vermocht hätte. Aidan Gillen wiederum verleiht dem Londoner Gangsterboss Freddy Darby die nötige Bedrohlichkeit, ohne in reine Comic-Bösewicht-Manier abzurutschen. Er bleibt zwar ein Antagonist mit klaren Konturen, aber auch jemand, der spürbar Macht ausübt und dennoch Stil verkörpert.


Inhaltlich arbeitet der Film mit vertrauten Motiven: Flucht, Rache, Vater-Sohn-Konflikt, zweite Chancen. Dass nicht jeder Dialog sitzt und manche dramaturgischen Wendungen vorhersehbar sind, liegt auf der Hand. Doch die Inszenierung bleibt flott, die Action sauber choreografiert, und der Humor wirkt selten erzwungen. Wer kein tiefgründiges Psychogramm erwartet, sondern einen temporeichen Genre-Film mit emotionalem Unterbau, dürfte hier gut aufgehoben sein.


Die Blu-ray von Constantin Film liefert den passenden Rahmen für eine Sichtung in bestmöglicher Qualität. Das Bild ist sauber und kontrastreich, mit satten Farben, sowohl in den neonleuchtenden L.A.-Nächten als auch in den kühleren Szenen in London. Die Schärfe bleibt auch in bewegungsintensiven Sequenzen stabil, was der Dynamik der Action zugutekommt. Die Tonspur überzeugt mit einer klaren Abmischung, die Dialoge ebenso deutlich transportiert wie Schüsse, Motorenlärm oder schnelle musikalische Akzente. So kommt der Wechsel zwischen ruhigen Charakterpassagen und plötzlichen, lauten Gefahrenmomenten gut zur Geltung – ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt bei einem Film, der so sehr auf Timing setzt.


London Calling ist insgesamt kein Film, der das Genre neu definiert, aber er erfüllt souverän, was er sich vornimmt: unterhalten, Tempo halten und zwei Figuren in eine Beziehung werfen, die so anstrengend wie berührend sein kann. Für Fans von Action-Filmen mit humorvoller Kante und einem Schuss emotionaler Auflockerung lohnt sich die Sichtung – und die Blu-ray-Veröffentlichung sorgt dafür, dass dies in technisch hochwertiger Form möglich ist.