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The Gentleman von Gabriel Beristain präsentiert sich als roher, kompromissloser Rachethriller, in dessen Zentrum der gealterte Ex-Elitesoldat Theo steht. Ron Perlman verleiht dieser Figur eine beeindruckende Mischung aus Verletzlichkeit und stoischer Härte. Theo hat sich nach dem Tod seiner Frau in ein einsames Leben zurückgezogen, das nur durch die wöchentlichen Besuche bei der Prostituierten Olga etwas Licht erhält – Besuche, bei denen es nicht um körperliche Nähe, sondern um Gespräche über bessere Zeiten geht. Als Olga brutal ermordet wird, erwachen in ihm jene Fähigkeiten, die er längst hinter sich gelassen glaubte. Sein Streifzug durch die Unterwelt ist ein blutiger, von Entschlossenheit und Trauer getriebener Weg, der ihn schon bald ins Visier der Polizei und eines skrupellosen Killers namens Herodes geraten lässt.


Beristain, der zuvor vor allem als Kameramann tätig war, inszeniert seine Regiearbeit mit einem Gespür für düstere Atmosphäre und kraftvolle Bildsprache. Die Bilder wirken rau, authentisch und oftmals wie direkt aus einem modernen Noir entsprungen. Die Actionszenen sind nicht überstilisiert, sondern wirken direkt und körperlich, was die Brutalität des Geschehens spürbar macht. Zugleich durchzieht den Film eine gewisse Melancholie: Theo ist kein unverwundbarer Racheengel, sondern ein Mann, der sich gegen seine eigene Vergangenheit stemmen muss, um mit dem Verlust fertigzuwerden.


Ron Perlman trägt den Film nahezu allein, und er nutzt jede Minute, um Theo mit einer Mischung aus innerer Leere und explosiver Energie auszustatten. Sein Spiel macht die Figur glaubwürdig und schafft Momente echter Empathie, die im Rachefilm-Genre nicht selbstverständlich sind. Die Nebenfiguren sind solide gezeichnet, auch wenn sie meist klaren Genre-Funktionen folgen. Besonders der Killer Herodes setzt als gnadenloser Gegenspieler Akzente, die den Druck auf Theo kontinuierlich erhöhen.


Die Blu-ray-Veröffentlichung von Plaion Pictures unterstützt die raue Ästhetik des Films mit einer überzeugenden technischen Umsetzung. Das breite Cinemascope-Bild wirkt scharf und atmosphärisch, vor allem in den vielen dunklen, urbanen Szenen, in denen Licht und Schatten entscheidend zur Tonalität beitragen. Der DTS-HD-Master-Audio-Mix sorgt für eine klare Verständlichkeit der Dialoge und verleiht den Actionszenen die nötige Wucht.


Auch wenn The Gentleman nicht jede Genreerwartung durchbricht und manche Wendung vorhersehbar erscheint, bleibt er ein intensiver, handwerklich sauberer Thriller, der vor allem durch Stimmung, Atmosphäre und Perlmans Präsenz überzeugt. Gabriel Beristain liefert ein starkes Regiedebüt ab, das Freunde harter Rachegeschichten ebenso anspricht wie Zuschauer, die inmitten der Gewalt auch emotionale Zwischentöne zu schätzen wissen.