In einer Welt, in der sich die Grenzen zwischen Vergangenheit und Verfall auflösen, setzt Vessels of Decay ein deutliches Ausrufezeichen im Indie-Genre. Headup Games und das schwedische Studio Emberstorm Entertainment liefern mit diesem düsteren Action-Adventure eine pixelperfekte Reise durch eine post-apokalyptische nordische Welt, die zugleich melancholisch, wild und wunderschön ist.
Man übernimmt die Rolle von Freja, einer jungen Jägerin, die sich durch eine verrottende Welt schlägt, begleitet von einer geheimnisvollen Kreatur namens Mud. Die Geschichte entfaltet sich nicht klassisch über ausformulierte Dialoge oder Zwischensequenzen, sondern in erster Linie durch die Umgebung, durch das Design der Welt und durch subtile Hinweise, die zwischen den Ruinen und in der Musik verborgen liegen. Das Erzählen geschieht hier visuell – ein mutiger, aber wirkungsvoller Ansatz. Wer sich darauf einlässt, wird mit einer dichten, atmosphärischen Reise belohnt.
Spielerisch überzeugt Vessels of Decay mit einem bemerkenswert flüssigen und präzisen Kampfsystem. Es fühlt sich sofort responsiv an, mit Angriffen, Ausweichrollen und Kombo-Angriffen, die taktisch ineinandergreifen. Die Entwickler haben nicht nur auf stilisierte Bewegungsabläufe gesetzt, sondern auch auf eine echte spielerische Tiefe. Besonders bemerkenswert sind die Gegnerdesigns: Jede Kreatur bringt neue Herausforderungen mit sich, jede Konfrontation verlangt Konzentration. Die Bosskämpfe heben sich deutlich vom Rest ab – mehrphasig, clever designt und visuell eindrucksvoll, fordern sie das Maximum vom Spieler und belohnen gutes Timing und strategisches Denken.
Grafisch punktet das Spiel mit einer liebevoll gezeichneten Pixelästhetik, die trotz ihrer stilisierten Form sehr detailreich ist. Die Welt wirkt verlassen und dennoch lebendig. Überwucherte Wälder, zerfallene Dörfer und moosbedeckte Monumente erzählen wortlos von einer einst großen Zivilisation, die der Natur wieder Platz gemacht hat. Der Einfluss skandinavischer Mythologie ist spürbar, aber nie aufdringlich – eher wie ein leiser Hauch, der über die Landschaft zieht.
Auch die akustische Gestaltung trägt entscheidend zur Stimmung bei. Der Soundtrack ist minimalistisch, aber stimmungsvoll, oft getragen von melancholischen Klängen, die die Einsamkeit der Welt unterstreichen. In Kampfmomenten zieht die Musik dezent an, begleitet von kräftigen Soundeffekten, die dem Geschehen zusätzliches Gewicht verleihen.
Kritisch anzumerken bleibt, dass die Geschichte für manche Spieler vielleicht zu vage bleibt. Wer auf eine klare Handlung mit festem Spannungsbogen hofft, könnte enttäuscht werden. Stattdessen setzt Vessels of Decay auf Atmosphäre und Interpretation – das kann fesseln oder entfremden, je nach Erwartungshaltung. Auch das Balancing im frühen Spielverlauf zeigt gelegentliche Härten, was für Genre-Neulinge eine Hürde darstellen könnte.
Trotz kleinerer Schwächen hinterlässt Vessels of Decay einen starken Eindruck. Es ist ein Spiel, das sich Zeit nimmt, seine Welt zu entfalten – und Spieler belohnt, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Es kombiniert kunstvolle Präsentation mit anspruchsvollem Gameplay und lässt sich am besten als poetische, pixelige Meditation über Verfall, Erinnerung und Überleben beschreiben.
Fazit:
Vessels of Decay ist ein bemerkenswertes Erlebnis – ein düsterer, stilistisch klarer Indie-Titel, der sich bewusst abseits des Mainstreams bewegt. Wer Freude an dichten Atmosphären, herausfordernden Kämpfen und künstlerischer Gestaltung hat, sollte diesem Abenteuer unbedingt eine Chance geben.
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