Mit BUGONIA setzt Yorgos Lanthimos seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Kino-Kosmos fort – und schärft ihn zugleich. Nach dem mit vier Oscars ausgezeichneten POOR THINGS kehrt der griechische Ausnahmeregisseur mit einer skurrilen Sci-Fi-Komödie zurück, die Verschwörungsdenken, Kapitalismuskritik und existenzielle Angst genüsslich miteinander verschraubt. Der Film ist ab sofort digital erhältlich und erscheint ab dem 29. Januar 2026 auf Blu-ray und DVD bei Universal Pictures.
Handlung: Entführung aus Überzeugung
Im Zentrum stehen zwei junge Männer, die tief in den Kaninchenbau moderner Verschwörungstheorien gestürzt sind. Sie sind überzeugt, dass die mächtige CEO eines globalen Unternehmens keine gewöhnliche Frau ist, sondern eine Außerirdische mit dem Plan, die Erde zu zerstören. Ihre „logische“ Konsequenz: Entführung – als Akt der Selbstverteidigung der Menschheit.
Was zunächst wie die Prämisse eines schrägen B-Movies klingt, wird bei Lanthimos zu einer bitterbösen Studie über Wahrnehmung, Macht und Wahn. Der Film spielt permanent mit der Frage, ob wir es mit paranoiden Fantasien oder einer tatsächlich kosmischen Bedrohung zu tun haben – und genau in dieser Schwebe entfaltet BUGONIA seine größte Stärke.
Schauspiel: Emma Stone dominiert, Plemons verstört
Emma Stone, in ihrer bereits fünften Zusammenarbeit mit Lanthimos, liefert erneut eine mutige, vielschichtige Performance ab. Als kühle, hochintelligente Geschäftsführerin bewegt sie sich souverän zwischen unterdrückter Ironie, latenter Bedrohlichkeit und fast schon überirdischer Gelassenheit. Ob Mensch oder Alien – Stone spielt beides gleichzeitig und macht gerade dadurch jede eindeutige Interpretation unmöglich.
Jesse Plemons, bereits in KINDS OF KINDNESS mit Lanthimos auf vertrautem Terrain, verkörpert einen der Entführer mit beklemmender Intensität. Seine Figur ist weniger laut als gefährlich still, weniger fanatisch als erschreckend überzeugt. Plemons versteht es meisterhaft, den schmalen Grat zwischen tragischer Verlorenheit und grotesker Komik zu bespielen.
Alicia Silverstone sorgt als Teil des erweiterten Ensembles für einen angenehm irritierenden Nostalgie-Effekt und fügt sich erstaunlich organisch in Lanthimos’ kalte, formalisierte Bildwelt ein. Ergänzt wird der Cast durch Stavros Halkias, der mit trockenem Humor punktet, sowie Aidan Delbis, der als Newcomer eine bemerkenswerte Präsenz entwickelt.
Inszenierung & Themen: Lanthimos in Reinform
Formal bleibt Lanthimos sich treu: starre Bildkompositionen, bewusst künstliche Dialoge, absurde Pausen und ein Humor, der stets im Unbehagen wurzelt. BUGONIA ist weniger emotional zugänglich als POOR THINGS, dafür politischer und zeitdiagnostischer. Der Film seziert das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen in einer komplexen Welt und zeigt, wie schnell Machtprojektionen und Angstfantasien kippen können.
Besonders spannend ist die Art, wie BUGONIA moderne Verschwörungsmythen mit klassischer Sci-Fi-Idee verbindet. Der „Alien“-Gedanke wird zur Metapher für Entfremdung, Elitenmisstrauen und die Angst vor einer entmenschlichten Zukunft – ohne jemals platt oder belehrend zu wirken.
Fazit
BUGONIA ist kein Film für das breite Mainstream-Publikum, sondern ein bewusst sperriges, hochintelligentes Stück Kino. Yorgos Lanthimos liefert eine böse, witzige und verstörende Sci-Fi-Komödie, die lange nachwirkt und mehr Fragen stellt, als sie beantwortet. Dank einer überragenden Emma Stone und eines kompromisslosen Regiekonzepts bestätigt BUGONIA Lanthimos’ Status als einer der eigenwilligsten und relevantesten Filmemacher unserer Zeit.
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