Emma Heming Willis’ Buch Eine ganz besondere Reise, erschienen im Kailash Verlag, ist eine ebenso berührende wie hilfreiche Lektüre, die lange nachhallt. Es ist kein klassischer Ratgeber und auch keine reine autobiografische Erzählung, sondern eine klug verwobene Mischung aus persönlichem Erfahrungsbericht, emotionalem Beistand und fundierter Orientierungshilfe für Menschen, die mit der Diagnose Demenz im engsten Umfeld konfrontiert sind. Ausgangspunkt des Buches ist der Tag, an dem bei ihrem Ehemann Bruce Willis eine frontotemporale Demenz diagnostiziert wird – ein Moment, der für Emma Heming Willis alles verändert. Schonungslos offen beschreibt sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, die innere Leere, die Überforderung und vor allem das Alleingelassensein, das sie im medizinischen System erlebt. Diese Ehrlichkeit macht das Buch von Beginn an glaubwürdig und nahbar.
Besonders eindrucksvoll ist, wie Emma Heming Willis die innere Zerrissenheit schildert, in der sie sich plötzlich wiederfindet: zwischen der Sorge um ihren erkrankten Partner und der Verantwortung für ihre beiden noch kleinen Töchter, zwischen Angst vor der Zukunft und dem Zwang, im Alltag zu funktionieren. Sie verschweigt weder Verzweiflung noch Wut oder Schuldgefühle und bricht damit bewusst mit dem oft idealisierten Bild der „starken Pflegenden“. Gerade darin liegt eine große Stärke des Buches, denn es erlaubt Leserinnen und Lesern, sich in ihren eigenen widersprüchlichen Emotionen wiederzufinden, ohne sich dafür schämen zu müssen.
„Eine ganz besondere Reise“ ist jedoch weit mehr als ein persönliches Tagebuch. Emma Heming Willis schreibt das Buch, das sie sich selbst in dieser Situation gewünscht hätte: einen verständlichen, empathischen und zugleich kompetenten Begleiter durch das Dickicht aus medizinischen Informationen, emotionalen Herausforderungen und praktischen Fragen. Sie holt sich Rat bei international renommierten Expertinnen und Experten aus Medizin, Psychologie und Pflege und verknüpft deren wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse mit ihren eigenen Erfahrungen. Dadurch entsteht ein Text, der sowohl emotional trägt als auch inhaltlich Substanz hat. Themen wie der Umgang mit der Diagnose, die Veränderung der Partnerschaft, Kommunikation, Trauerprozesse und die Bedeutung von Selbstfürsorge werden differenziert und lebensnah beleuchtet, ohne belehrend zu wirken.
Besonders wohltuend ist der Ton des Buches: Emma Heming Willis schreibt nicht von oben herab, sondern wie eine enge Freundin, die ihre Hand reicht und sagt: Du bist nicht allein. Sie erhebt keinen Anspruch darauf, Patentrezepte zu liefern, sondern ermutigt dazu, den eigenen Weg zu finden und sich Hilfe zu erlauben. Die Metapher der Reise zieht sich dabei stimmig durch das gesamte Buch. Diese Reise ist schmerzhaft, ungewiss und voller Abschiede, aber sie birgt auch Momente der Nähe, der Klarheit und – vielleicht am überraschendsten – der inneren Transformation. Emma Heming Willis beschreibt eindrucksvoll, wie sie inmitten der Krise eine neue Stärke in sich entdeckt, die sie zuvor nicht kannte.
Am Ende ist Eine ganz besondere Reise ein Buch, das Kraft spendet, ohne falsche Hoffnungen zu wecken, und Mut macht, ohne das Leid zu relativieren. Es schenkt Orientierung in einer Situation, die sich oft chaotisch und überwältigend anfühlt, und vermittelt das so wichtige Gefühl, gesehen und verstanden zu werden. Für Betroffene, Angehörige und Pflegende ist dieses Buch ein wertvoller Begleiter – tröstend, ehrlich und zutiefst menschlich.
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