🎮 Review: Deliver At All Costs – Zerstörung, Chaos und ein mysteriöser Fuchs
In einer Ära der narrativen Blockbuster und Open-World-Giganten kommt Deliver At All Costs daher wie ein kurioses Relikt aus einer alternativen Spielewelt – und genau das macht seinen Reiz aus. Mit seinem charmanten Retro-Look, anarchischem Humor und ungewöhnlichem Spielkonzept ist das Spiel ein bewusst chaotisches Erlebnis. Doch kann es über seinen skurrilen Charme hinaus auch auf Dauer überzeugen?
🕹️ Gameplay: Lieferdienst mit Explosionsgarantie
Im Kern ist Deliver At All Costs ein physikbasiertes Action-Adventure mit Open-World-Elementen. Man übernimmt die Rolle von Winston Green, einem abgehalfterten Lieferfahrer mit rätselhafter Vergangenheit. Der Clou: Jede Lieferung ist ein Mini-Chaos. Von tickenden Bomben über lebendige Fische bis hin zu Paketen, die permanent in Flammen stehen – die Aufträge werden mit zunehmender Spielzeit immer verrückter.
Das Fahrverhalten erinnert an eine Mischung aus absurdem Slapstick und unberechenbarer Physiksimulation. Die Fahrzeuge reagieren schwammig, Hindernisse explodieren oder zerbersten mit übertriebener Wucht, und jede Mission verkommt schnell zu einem aberwitzigen Balanceakt zwischen Geschick und Zufall.
Doch genau das ist gewollt. Deliver At All Costs ist kein Spiel für Präzisionsliebhaber – es lebt von der Eskalation. Der Spaß entsteht daraus, die eigenen Grenzen zu testen, kreative Umwege zu nehmen, und sich mit einer kaputten Ladung irgendwie ins Ziel zu retten.
🧩 Missionen und Abwechslung: Chaos mit System
Was zunächst wie ein witziges Gimmick wirkt, entfaltet sich schnell zu einem cleveren Spielkonzept. Die Missionen überraschen regelmäßig mit neuen Ideen. Mal fährt man bei Nacht durch dichten Nebel, ein anderes Mal wird die Steuerung durch Schwerkraftveränderungen manipuliert. Immer wieder zwingt einen das Spiel, die eigenen Lösungsansätze zu überdenken – manchmal durch geschicktes Leveldesign, manchmal durch absurde Komik.
Mit jeder erfolgreich absolvierten Lieferung schaltet man neue Gebiete, Fahrzeuge und Tools frei – darunter Jettrucks, Trampoline oder Boostpads. Die Welt ist halboffen gestaltet und lädt zum Erkunden ein. Hier und da stößt man auf versteckte Nebenquests, kuriose Charaktere oder optionale Herausforderungen, die das Chaos-Prinzip weiter vertiefen.
🎭 Story: Skurril, mysteriös – und überraschend melancholisch
Was auf den ersten Blick wie eine reine Comedy-Farce aussieht, verbirgt in Wirklichkeit eine durchdachte, teils düstere Geschichte. Winston wird von Visionen eines sprechenden Fuchses geplagt, die Realität beginnt zu verschwimmen, und nach und nach entfaltet sich ein Netz aus Erinnerungen, Schuld und unterdrückter Vergangenheit.
Die Story wird in kleinen Häppchen erzählt – durch Dialoge, kurze Zwischensequenzen und seltsam symbolische Traumsequenzen. Vieles bleibt bewusst vage, und das Spiel lässt Raum für Interpretation. Wer sich darauf einlässt, wird mit einer erstaunlich tiefgründigen Metaebene belohnt, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
🎨 Grafik & Präsentation: Stil über Realismus
Optisch setzt Deliver At All Costs auf einen eigenwilligen Retro-Stil mit isometrischer Perspektive und einer Farbpalette, die an die späten 1950er erinnert. Die Gebäude wirken kantig, die Explosionen übertrieben comicartig – doch das passt perfekt zur überdrehten Tonalität des Spiels.
Was der Grafik an technischer Raffinesse fehlt, macht sie durch Stil und Charme wett. Die Xbox Series X bringt das Ganze butterweich auf den Bildschirm – mit kurzen Ladezeiten, flüssigem Gameplay und ordentlicher Weitsicht. Auch bei viel Chaos auf dem Bildschirm bleibt die Framerate stabil.
Die Soundkulisse kombiniert Jazz- und Rock-Elemente mit absurden Soundeffekten. Das Voice Acting ist stellenweise bewusst übertrieben, was die satirische Note noch verstärkt.
⚙️ Steuerung und Technik: Spaß mit Stolpersteinen
So spaßig die Zerstörung auch ist – die Steuerung kann gelegentlich zur Geduldsprobe werden. Besonders bei engen Passagen oder präzisen Bewegungsaufgaben kämpft man mit der teils hakeligen Fahrzeugphysik und einer Kamera, die nicht immer optimal mitarbeitet.
Auch die Kollisionsabfrage zeigt Schwächen: Man bleibt manchmal an kleinen Kanten hängen oder überschlägt sich durch unsichtbare Objekte. Das ist meist eher witzig als ärgerlich, kann aber in Zeitmissionen zu Frust führen.
📦 Fazit: Schräg, unterhaltsam und erfrischend anders
Deliver At All Costs ist kein perfektes Spiel – aber es ist ein originelles. Es nimmt sich nicht ernst, bietet aber genug Tiefgang, um mehr zu sein als ein bloßer Gag. Wer über kleinere technische Schwächen hinwegsehen kann und ein Herz für kreative Spielkonzepte mit absurder Note hat, findet hier ein kleines Juwel abseits des Mainstreams.
Es ist ein Spiel, das man nicht unbedingt "meistern", aber definitiv genießen kann – besonders, wenn man sich auf das Chaos einlässt.