Mit Creep inszenierte Christopher Smith 2004 einen der klaustrophobischsten britischen Horrorfilme der 2000er – und auch heute noch hat der Schocker nichts von seiner beklemmenden Wirkung verloren. Die neue Blu-ray-Veröffentlichung durch die Busch Media Group bietet nicht nur technisch überarbeitete Bild- und Tonqualität, sondern auch umfangreiches Bonusmaterial, das Fans tiefere Einblicke in die Entstehung des Kultfilms gewährt.
Inhalt: U-Bahn wird zur Hölle
Nach einer rauschenden Party in London versucht das Model Kate (intensiv gespielt von Franka Potente) noch, einen Nachtzug zu erwischen. Doch sie schläft ein, der letzte Zug fährt – und plötzlich ist sie allein auf dem Bahnsteig. Bald merkt sie: Ganz allein ist sie nicht. Die Stationen sind verriegelt, Rolltreppen abgeschaltet – und tief in den Schatten der Londoner U-Bahn lauert etwas, das nicht nur menschliche Gesellschaft meidet, sondern gezielt jagt.
Was folgt, ist eine albtraumhafte Hetzjagd durch leere Tunnel, verlassene Technikräume und dunkle Schächte – atmosphärisch dicht, brutal und nervenzerreißend.
Schauspielerische Leistung: Franka Potente & Sean Harris
Franka Potente, bekannt aus Lola rennt und Die Bourne Identität, überzeugt hier in einer radikal physischen Rolle. Ihre Kate ist keine klassische „Scream Queen“, sondern eine glaubwürdige, verletzliche, aber zunehmend entschlossene Figur. Potente trägt den Film fast im Alleingang – mit einer Darstellung, die zwischen Angst, Wut und Überlebenswillen oszilliert.
Sean Harris als das namenlose Wesen im Untergrund liefert eine verstörend intensive Performance – minimal dialoglastig, aber physisch enorm eindringlich. Harris’ Darstellung des deformierten, entmenschlichten Killers verleiht der Bedrohung ein Gesicht – und dieses Gesicht vergisst man so schnell nicht.
Inszenierung & Atmosphäre
Christopher Smith gelingt mit Creep ein Paranoia-Thriller, der weniger auf Jumpscares als auf psychologischen Terror, klaustrophobische Räume und organischen Horror setzt. Die Inszenierung nutzt das realistische Setting der Londoner U-Bahn meisterhaft: kaltes Neonlicht, rostige Technik, verlassene Betriebsräume und klaustrophobische Schächte – hier wird urbaner Raum zur Falle.
Visuell ist der Film kompromisslos: schmutzig, roh und mit handgemachten Effekten, die auch heute noch wirken. Der Film wird zunehmend surreal, ohne den Boden der Realität zu verlieren – besonders, wenn Kate das Nest des Killers erreicht und die Spuren früherer Opfer entdeckt.
Blu-ray der Busch Media Group: Technisch stark & mit Substanz
Die neue Blu-ray-Ausgabe von Creep wertet den Film erheblich auf: Das Bild wirkt deutlich schärfer, die dunklen Szenen haben mehr Kontrasttiefe, ohne ihren bedrohlichen Look zu verlieren. Der Ton – wahlweise in Deutsch oder Englisch – ist klar abgemischt, wobei besonders die Geräuschkulisse in den Tunneln zur Geltung kommt. Das Unbehagen summt quasi mit durch jede Szene.
Bonusmaterial (Highlights):
Making-of: Informativ und mit viel Archivmaterial, zeigt es die Herausforderungen beim Dreh in den realen U-Bahn-Anlagen und bei den Effekten.
Dokus zu Ausstattung & Make-Up: Besonders spannend für Horror-Fans – zeigt den Aufwand hinter Harris’ Verwandlung und die Gestaltung des „Nestes“.
Festival-Mitschnitt vom Fright Fest: Sympathischer Einblick in die Reaktionen des ersten Publikums.
Storyboard-Alternativen & Deleted Scenes: Interessante Unterschiede, insbesondere das alternative Ende bietet eine komplett andere Tonalität.
Wendecover: Schönes Sammlerdetail für Liebhaber unzensierter Covergestaltung.
Fazit: Dreckig, düster, unvergesslich
Creep ist ein kompromissloser Horrortrip, der urbane Ängste – Isolation, Orientierungslosigkeit, Kontrollverlust – auf bedrückende Weise aufgreift. Die Performance von Franka Potente und die atmosphärisch dichte Regie machen den Film zu einem kleinen Genrejuwel, das auch heute noch funktioniert. Die neue Blu-ray ist technisch und inhaltlich absolut gelungen und bietet mit ihren Bonusinhalten echten Mehrwert.
Für Fans von Survival-Horror, kompromissloser Spannung und physischem Schauspiel: Creep gehört in jede gut sortierte Horror-Sammlung.